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Iwan Wassilevski hat als musikalischer Leiter der Partitur von Leonard Bernstein die Zähne gezogen. Dass die Produktion auf der Thuner Seebühne trotzdem Biss hat, verdankt sie der sparsamen und gerade deshalb gelungenen Ausstattung, einer tollen Choreographie und dem hervorragenden Ensemble.
Das Konzept von Regisseurin Helga Wolf sah vor, dass “Bühnenbild, Licht und Kostüme zusammen mit der Regie eine Einheit bilden, welche die Darsteller in der Findung ihrer Figuren unterstützt und auf jede Selbstdarstellung verzichtet”. Ueli Binggeli hat mit seinem schlichten Bühnenbild und den wenigen Requisiten diese Vorgabe konsequent umgesetzt. Drei Baugerüst-Elemente, verbunden durch Treppen und Galerien, symbolisieren abstrakt Häuserfronten. Nur nach dem Eindunkeln, wenn die stilisierten Fenster in Form von gespannten Flächen zusätzlich beleuchtet werden, erhält das Bühnenbild Kontur. Dass durch den filigranen Bühnenabschluss die beeindruckende Alpenlandschaft rund um die Seebühne sichtbar bleibt, hat einen besonderen Reiz und darf sicherlich als großer Pluspunkt der spartanischen Produktion gewertet werden.
Auch Carla Prang hält sich mit ihren Kostümen zurück und verzichtet darauf, zusätzliche Akzente zu setzen. Sie pendelt zwischen den klassischen 50er-Jahre-Kostümen (Sharkgirls bei “America”), Rocker-Outfits für einige der Jets und eher neuzeitlicher, an Jugendliche aus dem Balkan erinnernder Aufmachung für einige der Sharks.
Die Zurückhaltung, welche bei Bühne und Kostümen sinnvoll scheint, setzt sich auch in der musikalischen Umsetzung durch Iwan Wassilevski fort, enttäuscht hier aber. Entgegen der Original-Orchestrierung werden in Thun weniger Schlagzeuge, dafür Bratschen eingesetzt, welche die Lücken zwischen den hohen Violinen und den tiefen Celli schliessen. Bernsteins Musik kommt rund und harmonisch über die Rampe und ist sicherlich für einen Grossteil der in Thun erwarteten 70’000 Zuschauer ein Genuss. Für Liebhaber des ursprünglich kantig-schrägen Bernstein-Sounds ist es jedoch eine Enttäuschung.
Die Sparsamkeit der Kreativ-Verantwortlichen und die Dimensionen der 40 Meter breite Seebühne verlangen den Schauspielern, Sängern und Tänzer einiges an Kondition ab. Auch die sehr dynamische, mit vielen Sprüngen und Hebefiguren gespickte Choreographie von Helga Wolf und Christopher Tölle lässt manchen Akteur ziemlich aus der Puste kommen. Dass dadurch die Verständlichkeit der Liedtexte leidet, ist schade. Vor allem “America” verliert seine humoristische Wirkung. “Officer Krupke” dagegen wird – herrlich inszeniert und durch die Jets mit viel Spielwitz umgesetzt – zum Showstopper des Abends. Am Premierenabend waren die Tanzschritte zum Teil nicht ganz synchron ausgeführt, was aber der eindrücklichen Wirkung keinen Abbruch tat. Ein Highlight der Produktion sind die von Kevin Foster konzipierten Kampfszenen. Er zeigt ein regelrechtes Feuerwerk von verschiedensten Arten, wie man einander verprügeln kann und füllt damit die Weiten der leeren Bühne spielend. Ebenso spielend gelingt dies den meisten Darstellern. Mimik und Gestik wirken bis Reihe 10 ganz natürlich, Zuschauer weiter hinten sollten aber auf jeden Fall ein Fernglas mitbringen.
Von den Darstellern überzeugen in Thun vor allem die Frauen. Joana Fee Würz ist eine liebenswerte Maria, die sich überzeugend vom schüchternen, verspielten Mädchen zur kämpferischen Frau wandelt. Ihre Verzweiflung nach Tonys Tod erzeugt Gänsehaut. Ihre eher zarte Stimme lässt sie verletzlich erscheinen und kommt vor allem in den Duetten mit Lucius Wolter sehr gut zur Geltung. Wolter überzeugt in den Duetten, zeigt aber bei seinen Soli leichte Schwächen. Auch darstellerisch kommt er nicht an seine Partnerin heran, zu aufgesetzt wirken Wut und Verzweiflung, zu wenig verspielt fällt die Hochzeitsszene aus.
Auch Sigrid Brandstetter spielt als Anita ihren Partner Philipp Hägeli (Bernado) fast an die Wand. Mit einer gehörigen Portion Pfeffer zeigt sie eine temperamentvolle Anita und versprüht Lebensfreude und Witz und lässt zu Ende des Stücks Enttäuschung, Verrat und Verzweiflung greifbar werden. Wenigstens hat Philipp Hägeli in seiner Rolle im Gegensatz zu Lucius Wolter die Möglichkeit, auf der tänzerischen Seite, in den Kampfszenen sowie mit seinem komödiantischen Talent Punkte gut zu machen.
Eine homogene Einheit bilden die Jets mit Udo Eickelmann als Riff an der Spitze. Die einzelnen Charaktere sind fein gezeichnet und die Identifizierung fällt leicht. Stimmlich, darstellerisch und tänzerisch überzeugen vor allem Sven Olaf Denkinger, Matthias Stockinger, Stephan Luethy, Till Nau und Annette Potempa als Anybodys. Dass die Paradenummer “Cool” nicht so ganz zu greifen vermag, ist daher eher auf die musikalische Umsetzung als auf die Leistung des Ensembles zurück zu führen.
Die gelungene Durchmischung des Ensembles von Sängern und Tänzern ist schlussendlich der tragende Pfeiler, der “West Side Story” in Thun zu einem Erlebnis werden lässt. Schliesslich gibt es kaum ein Musical, in dem sich Tanz, Gesang und Schauspiel so ausgeglichen die Waage halten wie “West Side Story”. Die Verantwortung, die Helga Wolf mit ihrem Konzept vor allem in die Hände der Darsteller legt, wird auf eindrückliche Art und Weise umgesetzt. Sehenswert!
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KREATIVTEAM |
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Regie / Choreographie | Helga Wolf |
Musikalische Leitung | Iwan Wassilevski |
Bühnenbild/Lichtdesign | Ueli Binggeli |
Kostüme | Carla Prang |
Dance-Captain / choreographische Mitarbeit | Christopher Tölle |
Fight Captain | Kevin Foster |
Maske | Sybille Carpinelli |
Tondesign | Thomas Strebel |
Dramaturgie | Daniel Allenbach |
Regieassistenz | Markus Dinhobl |
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CAST (AKTUELL) |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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