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Glanzlichter der Revue (2008)
Friedrichstadt-Palast, Berlin

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Aus Alt mach Neu. Die bisher eher matten “Glanzlichter” von 2006 will der Friedrichstadtpalast nun mit neuem Titelzusatz und der Revue-Diva Sabine Hettlich als Zugpferd in einer überarbeiteten Version zum Funkeln bringen. Die Frischzellenkur bekommt der Show recht gut, dennoch ist sie kein strahlendes Juwel.

Führen Straffungen, Streichungen und der Einbau von scheinbar makellosen Ersatzteilen immer zum gewünschten positiven Ergebnis? Beurteilt man die an einigen Stellen runderneuerte Show nur bis zur Pause, dann lautet die Antwort: Nein. Wer auf der mit 24 Metern Breite und 11 Metern Höhe größten Bühne Europas Atmosphäre zaubern will, der sollte mit diesen Dimensionen auch umgehen können. Doch im ersten Teil der Show setzt Regisseur Jürgen Nass, dessen Ursprungs-Revue mit dieser Überarbeitung nun bereits ihre dritte Schönheits-OP erfahren hat, wiederholt auf intimere Szenen. So wird zum Song “Nathalie” der Gesangssolist auf fast kahler Bühne mutterseelenallein am vorderen Rand in einen Lichtkegel postiert. Weit entfernt im Hintergrund springt eine einsame Tänzerin verloren hinter einem die volle Bühnenbreite einnehmenden Gazevorhang herum. Genau hier hätte beispielsweise das Markenzeichen des Hauses, die Girl-Reihe, geschickt und mit viel Effekt eingebaut werden können. Stattdessen bekommen die in einer uninspiriert wirkenden Choreografie (Maik Damboldt) trotzdem wie immer perfekt tanzenden Damen mit “C’est si bon” einen eher lauen Rausschmeißer zur Pause.

Der zweite Teil der Show startet mit einem von Nadège Maruta rasant choreografierten Can-Can, in dem neben Altmeister Jacques Offenbachs Melodien auch Edith Piafs “Mylord” und die Marseilleise akustisch aufblitzen. Das um Akrobatik-Tänzer verstärkte Ballett-Ensemble darf endlich zeigen, dass es weitaus mehr kann, als nur dezent über die Bühne zu schweben und Beine zu schmeißen. Auch das auf einem fahrbaren Podest ins schnell wandelbare Glitzer-Bühnenbild von Knut Hetzer integrierte Orchester spielt wie befreit auf. So hätten die exzellenten Musiker unter der Leitung von Peter Christian Feigel im Zuge der Überarbeitung auch einen eigenen Solo-Auftritt verdient. Doch es wurden lediglich die ohnehin überflüssige Rahmenhandlung und einige schwache Szenen auf den Müll geworfen und der Ablauf flüssiger gestaltet. Zwei der drei hochklassigen Akrobatik-Einlagen stammen aus der abgesetzten Berlin-Revue (Reck-Nummer, Todesrad). Alexey Chainikovs urkomische Hula-Hoop-Nummer ist auf dem angestammten Platz geblieben.

Der Löwenanteil der Neuerungen ist ganz auf Sabine Hettlich zugeschnitten. Nach ihrem Weggang vom Friedrichstadtpalast vor über fünfzehn Jahren feierte sie auf großen Show-Bühnen unter anderem in Paris und Las Vegas Erfolge. Dass sie nicht nur die große Diva geben kann, die in allen nur erdenklichen Posen singend von den Ballett-Herren über die Bühne getragen wird, beweist sie in einer humorigen Fächer-Nummer. Während sie mit ihrer eher dem Jazz verpflichteten, vollen Stimme ein grandioses “That’s all” singt, umschwirren sie ihre Bühnenpartner mit weißen Straußenfedern. Dabei wird die Hettlich derart zugewedelt, dass sie prustend die kitzeligen Puschel wegniest. Hier nimmt sich die Revue gekonnt selbst auf den Arm und beweist, dass man für gute Unterhaltung nicht eine krude Handlung an den Haaren herbeiziehen muss. Gute Darsteller, originelle Choreografien und raffinierte Kostüme (Anja Diefenbach) reichen aus. Schade, dass Sabine Hettlich in “Glanzlichter der Revue” weniger ihr tänzerisches Können unter Beweis stellen kann, da sie hauptsächlich in Gesangsnummern auf der Bühne steht. Neben der sportlich-forschen Diva besteht Danny Costello bestens. In Nummern wie dem bigbandseligen “Sing, Sing, Sing”-Tableau glänzt er in eigenen Choreografien nicht nur im Stepptanz, sondern setzt auch seinen geschmeidigen Bariton pointiert ein. Blass hingegen Lothar Stadtfeld, dessen Stimme wenig Tiefe besitzt und eigenartig sonor klingt. Auch besitzt er zu wenig Bühnenpersönlichkeit, um nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben. Joo Kraus ist ein brillianter Jazz-Musiker, der seine Trompete meisterlich beherrscht und auch einen Kurzauftritt als Rapper hat.

Sollte der Friedrichstadtpalast noch einen vierten Aufguss der Show wagen, dann sollte er als “Best of Glanzlichter der Revue” allein mit dem zweiten, überzeugenderen Teil über die Bühne gehen.

 
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KREATIVTEAM
BuchJürgen Nass
Musikkonzeption, DramaturgieRoland Welke
NeukompositionenNiclas Ramdohr
Peter Fessler
InszenierungJürgen Nass
Musikalische LeitungPeter Christian Feigel/ Detlef Klemm
BühnenbildKnut Hetzer
KostümeAnja Diefenbach
ChoreografieDanny Costello
Maik Damboldt
Craig Revel Horwood
Jan Linkens
Nadège Maruta
 
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CAST (AKTUELL)
SolistenSabine Hettlich
Danny Costello
Lothar Stadtfeld
Joo Kraus
Ballett des FriedrichstadtpalastesSusann Malinowski-Märtens
Natallia Kuzmenka
Willow Jewett
Alexej Uvarau
Roman Lukyanchenko
ArtistikThe Velez Brothers
Tschass
Alexey Chainikov
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 25.01.2008 20:00Friedrichstadt-Palast, BerlinPremiere
Sa, 26.01.2008 16:00Friedrichstadt-Palast, Berlin
Sa, 26.01.2008 20:00Friedrichstadt-Palast, Berlin
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