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Dracula (Svoboda) (2008 - 2009)
Volkstheater, Rostock

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Das 1995 in Prag uraufgeführte Dracula-Musical (Buch: Zdenek Borovec und Richard Hes) zeigt den zu ewigem Leben verfluchten Vampir-Fürsten in drei unterschiedlichen Epochen: 1499, 1875 und in der Gegenwart. Anders als in anderen Musical-Adaptionen wird der Untote hier nicht von Gegenspielern gejagt, sondern als ein durch die Jahrhunderte irrender Rastloser in einer sehr sehens- und hörenswerten Produktion in den Mittelpunkt gestellt.

Der Vampir von heute beißt nicht mehr. Stattdessen geht er zum Doktor und lässt sich auf dem OP-Tisch frisches Blut injizieren. Auch haust er nicht mehr einsam in einem düsteren Schloss. Als cleverer Casino-Betreiber saugt der moderne Vampir per Glücksspiel die High Society aus. Ralf Nürnberger setzt in seiner schlüssigen wie unterhaltsamen Inszenierung ganz auf ausdrucksstarke Bilder. Als Draculas Ehefrau Adriana in Folge einer Totgeburt stirbt, wird ihre Leiche von fünf in Signalrot gehüllten Tänzerinnen auf ihrem letzten Weg begleitet. Diese im Programmheft als Blutengel bezeichneten Frauenfiguren schleppen sich immer dann räkelnd auf die Bühne, wenn neues Unheil droht. Nürnberger lässt den Fürsten würdevoll und distanziert agieren, so dass die Zuschauer fast spüren können, wie Dracula mit seinem eigenen Schicksal hadert. Eine gebrochene Persönlichkeit, die sich nach der ersten Beißattacke im Mittelalter-Bild selbst fragt: “Bin ich noch ein Mensch?”.

Die Dracula umgebenden Helfer (drei “Vampiretten” und sein Diener Scapino) sind hingegen skurril überzeichnet. Optisch unterstützt wird dieser Ansatz durch die sehr extravaganten, auf leuchtende Farben setzenden Kostüme von Claudia Rühle. So ist der bleiche Vampir mit schulterlangem schwarzen Haar im schneeweißen Anzug ein wahrer Hingucker. Die knalligen Farbtupfer fallen im ganz in grau gehaltenen, stilisierten Bühnenraum mit einigen wenigen pechschwarzen Möbeln und einer rückwärtigen Projektionsfläche besonders auf (Bühnenbild: Martin Ruprecht). Ein schwarzer Umlauf über dem Orchestergraben schafft weitere Spielmöglichkeiten, während Umbauten hinter einer absenkbaren grauen Wand mit Glitzersteinchen in einem atemberaubenden Tempo vorgenommen werden.

Karel Svoboda hat für dieses durchkomponierte Dracula-Musical eine abwechslungsreiche Partitur geschrieben, die mit einer wuchtigen Chorszene wie eine dramatische Oper beginnt. Der Komponist spielt geschickt mit verschiedenen Stilrichtungen und beweist im Gegenwarts-Bild auch rockige Qualitäten. Der Mix aus schmachtenden Balladen (“Du bist mein Stern”), Hymnen (“Schmetterling”) und einem witzigen Show-Stopper (“Sexy musst du sein”) wirkt frisch und ist nie anbiedernd. Die vielseitige Norddeutsche Philharmonie unter der Leitung von Volker M. Plangg lässt Svobodas Musik glänzen.

Das hauseigene Musiktheaterensemble scheint bei dieser sehr anspruchsvollen Produktion über sich selbst hinauszuwachsen und wird in der besuchten Premiere zu Recht minutenlang vom Publikum gefeiert. Eine exzellente Wahl ist Olaf Plassa in der Titelrolle. Er ist sowohl ein eleganter Gentleman-Dracula als auch ein von Lebensqualen gepeinigter Untoter. Mit seinem geschmeidigen, vollen Bariton fesselt Plassa ab dem ersten Auftritt. Beindruckend seine Soli, klangvoll und harmonisch der Gesang mit seinen Duettpartnerinnen Anika Lehmann (Adriana/Sandra) und Andrea Höcht (Lorraine). Beide Sopranistinnen setzen ihre kontrastreichen Stimmen schön ein und sind auch im Spiel absolut glaubwürdig. Als Sandra beeindruckt Anika Lehmann darüber hinaus mit laszivem Tanz in der Verführungsszene mit den Damen des Rostocker Balletts (Choreografie: Stephan Brauer). Ines Wilhelm, Anke Lüder und Gabriele Schwabe sind drei stimmstarke, schrille “Vampiretten”, Christoph Kayser ein komödiantischer Diener Scapino, der seinen lyrischen Tenor pointiert einsetzt. Der Fluch, den Dracula zum Untoten werden lässt, trägt Olaf Lemme als Priester mit energiegeladenem schwarzen Bass vor. Eine große positive Überraschung sind die stimmstarken Damen und Herren des Opernchores, die in dem Song “Geld” beweisen, dass sie auch spielen und tanzen können.

“Dracula” in Rostock ist ein großer Wurf. Mit Blick auf die aktuelle Spar-Diskussion um das Rostocker Theater ist allen Beteiligten nur zu wünschen, dass die finanziellen Mittel weiter fließen und das Haus nicht ausblutet.

 
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KREATIVTEAM
MusikKarel Svoboda
LibrettoZsenek Borovec
Richard Hes
Deutsche ÜbersetzungMichael Kunze
Musikalische LeitungVolker M. Plangg
InszenierungRalf Nürnberger
ChoreografieStephan Brauer
BühnenbildMartin Rupprecht
KostümeClaudia Rühle
 
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CAST (AKTUELL)
DraculaOlaf Plassa
Adriana/ SandraAnika Lehmann
LorraineAndrea Höcht
Scapino, NarrChristoph Kayser
PriesterOlaf Lemme
Nick/ StevenTomas Tomke
MönchTitus Paspirgilis
1. NympheInes Wilhelm
2. NympheAnke Lüder
3. NympheGabriele Schwabe
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 19.01.2008 19:30Volkstheater, RostockPremiere
Mi, 23.01.2008 19:30Volkstheater, Rostock
Do, 14.02.2008 19:30Volkstheater, Rostock
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