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Neun Jahre nach der Uraufführung in Wien ist das Musical aus der Feder von Michael Kunze und Sylvester Levay erstmals in einer Stadttheater-Produktion zu sehen. Davon sollten sich aber auch Großproduktion-Liebhaber nicht abschrecken lassen, denn was Intendant und Regisseur Ingolf Huhn hier auf die Bühne gebracht hat, kann sich sehen lassen.
Wenn ein Musical wie “Mozart!” zum ersten Mal in ein Repertoiretheater Einzug hält, dann gehen Erwartungshaltung und Skepsis Hand in Hand. Kann man auf einer vergleichsweise kleinen Bühne die Atmosphäre von Michael Kunzes pompösem Drama-Musical genauso gut einfangen wie bei den Großproduktionen in Wien und Hamburg? Funktioniert so ein Stück auch ohne “große Namen” auf der Besetzungsliste? Die Antwort ist überraschenderweise: ja.
Ingolf Huhns Inszenierung in Zwickau bringt große Gefühle, gute Darsteller und eine vielseitige Kulisse auf die Bühne und lässt die Zuschauer beinahe vergessen, dass es sich hierbei nicht um eine große Ensuite-Produktion handelt.
Die Ausstattung lässt nichts vermissen: über die gesamte Bühne erstreckt sich eine übergroße, geschwungene Klavier-Tastatur, die sich neben ihrer offensichtlichen symbolischen Wirkung auch als Treppe als überaus praktisch erweist. Das dank der Drehbühne enorm wandlungsfähige Bühnenbild bleibt nicht immer abstrakt, sondern wird z.B. bei der Darstellung von Mozarts bescheidenem kleinen Zimmer und der Wohnwagen-ähnlichen Behausung der Familie Weber mit realistischen Elementen ausbalanciert.
Auch wenn die aufgetürmten weißen Puderperücken des Hofstaates aus Pappmaché sind – die aufwendigen und farbenfrohen Kostüme sind ein Hingucker und wirken stilecht. Wie auch in Wien und Hamburg hat man sich auf hier dafür entschieden, den Gegensatz zwischen Mozarts meist moderner Kleidung und den barocken Gewändern der restlichen Charaktere herauszuarbeiten. Die Tatsache, dass der Komponist seiner Zeit voraus ist, wird auf dem ersten Blick deutlich.
Maximilian Nowka stellt das musikalische Genie als hyperaktiven, liebenswerten Chaoten dar, der eigentlich die besten Absichten hat, aber diese – sei es aufgrund seiner eigenen Schwächen oder der Grenzen, die ihm von seinen Zeitgenossen gesetzt werden – am Ende nicht umsetzen kann. Nowka ist gesanglich solide, schauspielerisch aber enorm stark und versteht es, Sympathie für Mozart aufzubauen.
Die vielleicht tragischste Figur des Musicals ist letztendlich aber nicht der Titelcharakter, sondern Mozarts Schwester Nannerl, die ihre eigenen Träume zum Wohle ihrer Familie zurückstecken muss. Sandrine Guiraud vereint Bühnenpräsenz, wohlklingende Stimme und emotionale Darbietung in der Rolle und macht Nannerl Mozart damit zu mehr als nur einer Nebenrolle unter vielen.
Als Leopold Mozart hat man mit Michael Junge einen Opernsänger an Bord geholt – rein stimmlich funktioniert das etwas gewöhnungsbedürftige Besetzungs-Experiment, und auch schauspielerisch ist Junge den Anforderungen der Rolle durchaus gewachsen. Problematisch ist allerdings, dass jegliche emotionale Interpretation der Lieder durch den opernhaften Gesang verloren geht, und damit Songs wie “Niemand liebt Dich so wie ich” ein Teil ihrer Wirkung genommen wird.
Anders ist das bei Michael Kunze (nicht zu verwechseln mit dem Librettisten), der als Fürsterzbischof Colloredo zwar ebenfalls mit harter, schmetternder Opernstimme singt, was sich hier aber wunderbar ins Rollenbild einfügt.
Auch die kleineren Rollen sind durchweg passend besetzt. Inga-Britt Andersson als Mozarts Ehefrau Constanze flitzt bei “Irgendwo wird immer getanzt” temperamentvoll wie ein Wirbelwind auf Rollschuhen über die Bühne und arbeitet sowohl die selbstbewusste, nach Unabhängigkeit strebende Seite ihrer Rolle wie auch die Verletzlichkeit heraus. Porzellankind Elin Kolev gelingt mit der stummen Rolle der Spagat zwischen kindlichem Liebreiz und kaltem Genie, das Mozart in die (Selbst-)Zerstörung treibt.
Silke Richter singt die Baronin von Waldstätten mit so angenehmer, warmer Stimme, dass man es bedauert, dass das vom Publikum mit großem Beifall bedachte “Gold von den Sternen” ihr einziges Solo bleibt. – Was die Liedabfolge betrifft, hält man sich in Zwickau an das Wiener Original, welches im Vergleich zur Hamburger Produktion zwar als die komplettere, ausgereiftere Inszenierung gilt, aber einige großartige Songs (u.a. das Mozart/Nannerl-Duett “Jeder Abschied ist der Anfang einer Reise” oder das zweite Solo der Baronin, “Menschen vergessen”) vermissen lässt. Wenn überhaupt, dann werden sich daran jedoch nur “Mozart!”-Kenner stören.
Erwähnenswert ist auch das hervorragende Zusammenspiel des Ensembles in den mächtigen Chornummern. Schade nur, dass man diese nur ansatzweise hört, weil hier die Tontechnik völlig versagt. Daran muss man in Zwickau noch arbeiten – was alles andere betrifft, ist man mit “Mozart!” bereits am Ziel angekommen.
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CAST (AKTUELL) |
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Wolfang | Maximilian Nowka |
Leopold | Michael Junge |
Nannerl | Sandrine Guiraud |
Colloredo | Michael Kunze |
Baronin | Silke Richter |
Cäcilia | Sabine Münkner |
Constanze | Inga-Britt Andersson |
Schikaneder | Marcus Sandmann |
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TERMINE |
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TERMINE (HISTORY) |
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