© Martin Steiner
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George Gershwins “Porgy & Bess” gilt als wahrer Klassiker des amerikanischen Musiktheaters. Das Gastspiel des New York Harlem Theatres überzeugt sowohl inszenatorisch als auch durch das stimmstarke Ensemble.

Gershwin soll großen Wert darauf gelegt haben, mit “Porgy & Bess” eine Oper und kein Musical geschaffen zu haben. Allerdings bewegt sich seine “American Folk Opera” stark an der Grenze zwischen Oper und Musical. Für die Oper spricht vor allem der klassische Gesang der Solisten und die durchkomponierte Partitur. Doch es gibt auch Ansätze, die sehr musicaltypisch sind. So tanzt beispielsweise das gesamte Ensemble in einigen Szenen, was für die Oper eher untypisch ist, und stellt so unter anderem einen Hurrikan choreografisch dar. Auch die Musik geht fließend von klassischen Klängen in Jazz, Swing und Gospel über. Für Musicalliebhaber ist “Porgy & Bess” somit vielleicht eine gute Möglichkeit, sich langsam an das klassische Musiktheater heranzutasten.

Das Stück handelt vom Leben der Afroamerikaner in der Catfish Row und spielt in den 1930er Jahren. Im Mittelpunkt der Handlung steht der körperlich behinderte Porgy (Kevin Short), der die schöne Bess (Morenike Fadayomi) bei sich aufnimmt, nachdem ihr Mann Crown (Cedric Cannon) einen Mord begangen hat und auf der Flucht ist. Im weiteren Verlauf der Handlung verlieben sich Porgy und Bess ineinander, doch Crown fordert seine Frau mit Gewalt zurück, zieht jedoch im Kampf mit Porgy letztendlich den Kürzeren.

Das Bühnenbild ist einheitlich gehalten, aber sehr detailliert. Es zeigt ein idyllisches Fischerdorf mit Holzhütten, die mit allerhand Blumenkästen und Wäscheleinen ausgestattet sind. Durch das rückwärtige Aufklappen eines Hauses entsteht blitzschnell ein neuer Handlungsort wie eine Kirche oder ein Keller, in den die Dorfbewohner vor einem Hurrikan flüchten. Ein wenig Abwechslung in den Kulissen gibt es zu Beginn des zweiten Akts, wenn sich die Dorfgemeinschaft in einem frisch-grünen Wald zum Picknick trifft. Das Lichtdesign unterstützt die Szenerie sehr gut, wobei hier vor allem die Farben Blau und Orange dominieren.

Ein Stück wie “Porgy & Bess” steht und fällt mit seinen Hauptprotagonisten. Mit Kevin Short und Morenike Fadayomi hat Regisseurin Baayork Lee zwei Solisten besetzt, die schauspielerisch auf ganzer Linie überzeugen, stimmlich allerdings nicht immer den gesanglichen Anforderungen ihrer Rollen gerecht werden. Während Bassbariton Short seine Solopartien mit so tiefer Stimme gibt, dass die Textverständlichkeit gelegentlich darunter leidet, fehlt es Fadayomi an Kraft in der Kehle. Das durch sie interpretierte “Summertime” klingt sehr lasch, so dass sie mit dem Titel, der inzwischen zu einem weltbekannten Jazz-Standard wurde, emotional nicht wirklich berühren kann. Stimmlich überzeugender und schauspielerisch sehr Respekt einflößend zeigt sich hingegen Cedric Cannon als Crown. Auch das Schauspiel zwischen Cannon und Fadayomi ist sehr eindringlich und findet in der in Zeitlupe dargestellten Vergewaltigung ihren unmoralischen Höhepunkt. Ebenso überzeugend ist Jermaine Smith, der eine ordentliche Stimme hat und auch tänzerische Qualitäten zeigt. Den Drogendealer Sportin’ Life gibt er als zwielichtiges Schlitzohr, das – trotz seines fiesen Charakters – sogar Sympathie zu erwecken vermag. Das Orchester unter der musikalischen Leitung von William Barkhymer gibt Gershwins Musik mit sattem Klang wieder, wirkt in den Chornummern jedoch ein wenig verloren und hat Schwierigkeiten, gegenüber des stimmgewaltigen und für Gänsehaut garantierenden Ensembles zu bestehen.

Eine Vorgabe von George Gershwin ist es, dass “Porgy & Bess” nur von farbigen Künstlern aufgeführt werden darf. Dies dürfte auch den Umstand erklären, warum das Stück in Europa sehr selten gespielt wird. So sollte man die Möglichkeit nutzen, die eindrucksvolle Inszenierung mit der stimmstarken Cast des New York Harlem Theaters zu sehen. Das Premierenpublikum spendete stehende Ovationen – übrigens auch eine Sitte, die beim Opernpublikum eher unüblich ist, aber beim Musical schon zum Standard zählt.

 
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KREATIVTEAM
Musikalische LeitungWilliam Barkhymer
Richard Cordova
RegieBaayork Lee
BühneMichael Scott
KostümeChristina Giannini
 
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CAST (AKTUELL)
PorgyAlvy Powell
Kevin Short
BessMorenike Fadayomi
Indira Mahajan
Sportin’ LifeJermaine Smith
CrownStephen Finch
Michael Redding
SerenaAlison Buchanan
MariaMarjorie Wharton
 
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CAST (HISTORY)
PorgyKevin Short
BessMorenike Fadayomi
Sportin' LifeJermaine Smith
CrownCedric Cannon
  
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 20.07.2007 19:30Opernhaus, HannoverPremiere
Sa, 21.07.2007 15:00Opernhaus, Hannover
Sa, 21.07.2007 19:30Opernhaus, Hannover
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