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Jekyll & Hyde (2007 - 2008)
Saarländisches Staatstheater, Saarbrücken

Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Das saarländische Staatstheater Saarbrücken zeigt das Erfolgsmusical von Frank Wildhorn und Leslie Bricusse um den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse nunmehr als vierte Stadttheater-Produktion in diesem Jahr.

Diese Inszenierung ist Wahnsinn – in mehrfacher Hinsicht! Wahnsinnig passend ist an erster Stelle der Hauptdarsteller, auf den die Doppelrolle des Doktor Henry Jekyll und Mister Edward Hyde scheinbar gewartet hat.

Mischa Mang spielt den Jekyll einwandfrei, “Dies ist die Stunde” überzeugt. Seine Stimme ist nicht klassisch, wie man es vielleicht von einem Ethan Freeman oder Yngve Gasoy Romdal kennt, sondern rockig, kraftvoll und wild, so wie sein Spiel. Vor allem als Hyde gibt Mang alles. Er schafft es, seinem Publikum mehr als einen Schauer den Rücken hinunter zu jagen – spätestens bei der mit Spannung erwarteten “Konfrontation”. Diesen schwierigen Song macht er zum Highlight der Show. Auch in der ersten Szene nach der Pause, “Mörder”, war deutlich zu beobachten, wie die Augen einiger Zuschauer größer und größer wurden. Mang gönnt sich keine Atempause, schreit und tobt, findet aber in den richtigen Momenten die leisen Töne wieder. Von der Regie wird ihm ohnehin keine Pause gegönnt: Jekyll und Hyde sind fast permanent auf der Bühne.

Ein wahnsinnig ungewöhnliches Element dieser Inszenierung ist das Bühnenbild, das nie wechselt. Es werden höchstens Requisiten wie ein Bett oder hängende Kulissenwände (zum Beispiel für das Bordell “Die rote Ratte”) verwendet. Während des Duetts “Nur sein Blick” sitzt Jekyll zwischen Lisa und Lucy in seinem Labor und schreibt, während die beiden Frauen rechts und links der Bühne an einem Geländer stehen und sich ansingen. Lisa und Lucy sehen sich, wissen aber nicht, dass sie von dem gleichen Mann singen. Ein genialer neuer Einfall – und wahnsinnig innovativ.

Genauso neu wie die Streichung von Nellie und Spider und somit auch das Fehlen von “Mädchen der Nacht”, das für Fans des Musicals vielleicht ein schwer zu schluckender Wermutstropfen ist. Doch man versteht, warum Regisseur Bernhard Stengele das Bordellpersonal gar nicht und weitere Nebenfiguren kaum zum Zuge kommen lässt: Diese Version des Wildhorn-Musicals ist konzentriert auf die Doppelpersönlichkeit der Titelfigur und ihre beiden Frauen Lucy und Lisa.

Die beiden Hauptdarstellerinnen sind auf jeden Fall ein Volltreffer. Sanni Luis als Lucy avancierte während der Premiere schon zum Publikumsliebling und erntete Jubel und “Bravo”-Rufe. Ihre rauchige Stimme passt gut in die Rolle und ihr “Schafft die Männer ran” ist lasziv und spektakulär in Szene gesetzt: Zwei Statisten in roten Badehosen streuen Glitter und Lucy sinkt auf einem roten Stuhl von der Decke. Warum Henry Jekyll jedoch zunächst sichtbar ihren Reizen verfällt und danach in die übliche Zurückhaltung verfällt, bleibt offen.

Die gute Seite der Weiblichkeit ist Bettina Mönch als Lisa. Bei “Nur seine Arbeit” sticht ihr klarer Sopran hervor, ihr Solo “Da war einst ein Traum” und ihr Duett mit Jekyll “Nimm mich wie ich bin” sind tadellos. Einzig bei der Kostümwahl (Angela C. Schütt) hatte Mönch ein wenig Pech: Ihr Abendkleid zur Verlobungsfeier ist einen Tick zu modern geraten. Umso schöner strahlt sie am Ende des Musicals in der Hochzeitsszene.

Diese ist auch gleichzeitig die Sterbeszene Jekylls/Hydes und auch die ist wahnsinnig umgesetzt: “Hure Babylons” schreit Mang der Braut entgegen; es gibt nicht nur einen Toten und auch nicht nur eine Waffe, sondern nicht weniger als um die 50 Schüsse aus den Pistolen des gesamten Ensembles kommen zum Einsatz.

Chor und Ensemble wirkten bei der Premiere noch etwas verloren und unkoordiniert. Gesanglich erfüllte der Chor alle Anforderung, etwa in den Nebenrollen des Gremiums. Nur die Besetzung des Carew schien etwas missglückt. Vadim Volkov wirkte schlicht zu jung für die gesetzte Vaterfigur. Guido Baehr, der eigentlich als Erstbesetzung Carew im Programmheft vermerkt ist, passt da sicher besser.

Unbedingt zu erwähnen ist noch Stefan Röttig, der einen soliden und sicheren Utterson mimt. Er teilt sich die Rolle mit Fernand Delosch, der somit der vierte als Gast engagierte Musical-Profi neben Mang, Mönch und Luis in Saarbrücken ist.

Leider konnte man vor allem die Dialoge und Texte des Chores am Premierenabend schwer verstehen und das Orchester übertönte teilweise den Gesang. Aber diese technischen Mängel können die Verantwortlichen hoffentlich noch ausbügeln, denn für die Zuschauer, die das Stück nicht kennen, wird der Theaterbesuch sonst anstrengend. Nach etwas mehr Routine sollte dann auch der Schlussapplaus zügiger über die Bühne gehen.

Saarbrücken hat wieder ein Musical und es ist durchaus sehenswert, wenn auch ungewohnt – nicht klassisch, sondern schnell und eben wahnsinnig. Eine spartanische Bühne, Änderungen im Skript und spürbar mehr Aggressivität. Konventionell ist der Saarbrücker Jekyll sicher nicht geworden. Aber das haben wohl die wenigsten Kenner dieses Theaters erwartet.

 
Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
KREATIVTEAM
Musikalische LeitungChristophe Hellmann
InszenierungBernhard Stengele
BühnenbildStephan Prattes
KostümeAngela C. Schuett
ChoreografieAnnett Göhre
ChoreinstudierungPablo Assante
DramaturgieChristoph Gaiser
RegieassistenzSebastian Welker
InspizienzMartina Krawulsky
SoufflagePetra Aschauer
 
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CAST (AKTUELL)
Henry Jekyll / Edward HydeMischa Mang
LisaBettina Mönch
Elizabeth Wiles
LucySanni Luis
UttersonFernand Delosch
Stefan Röttig
Lady BeaconsfieldNaira Glountchadze
Maria Pawlus
Sir Danvers CarewGuido Baehr
Bischof von BasingstokeRupprecht Braun
Harald Häusle
General Lord GlossopOtto Daubner
Markus Jaursch
Simon StrideAlgirdas Drevinskas
Sir Archibald ProopsAlto Betz
Antoniy Ganev
Lord SavageJohannes Bisenius
Frank Kleber
AlbertTerence Vanden Berg
Frank Kleber
MikeTerence Vanden Berg
Frank Kleber
junger Mann 1Elmar Böhler
Vladimir Makarov
junger Mann 2Kim Dong-Hoon
Chang-Kyu Lim
junger Mann 3Sung-Woo Kim
Dae-Seok Choi
ZeitungsjungeMin-Sung Kang
Ji-Hyun Lee
PriesterManfred Rammel
Terence Vanden Berg
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Sa, 15.12.2007 20:00Saarländisches Staatstheater, SaarbrückenPremiere
Sa, 22.12.2007 19:30Saarländisches Staatstheater, Saarbrücken
Mo, 31.12.2007 19:30Saarländisches Staatstheater, Saarbrücken
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