Das Musical bietet gelungene Comedy-Elemente und Melodien, die ins Ohr gehen. Dank überwiegend guter Darsteller, u. a. Maaike Schuurmans und Chris Brewer, ein vergnüglicher Abend trotz dünner Story und unzureichendem Bühnenbild.
Die Mischung aus Comedy-Elementen und Musical-Nummern gefällt trotz dünner Story, die aufgebauscht wirkt. In Andersens Märchen vom hässlichen Entlein dominiert die Traurigkeit und Verzweiflung des Außenseiters, der sein Schicksal trotz aller Ängste immer wieder selbst in die Hand nimmt. Die Musicalversion von Stiles und Drewes hingegen setzt vorrangig auf die karikaturhaft dargestellten Marotten der Tiere, die das hässliche Entlein Gnomy auf seiner Wanderschaft, die nicht wie im Märchen aus eigenem Willen, sondern aufgrund eines unglücklichen Zufalls begonnen wurde, trifft.
Gnomy begegnet seinem Schicksal nicht aktiv, sondern er gerät in einige Situationen, die aber ihn und damit auch die Handlung nicht wirklich weiterbringen. Die “Es geht mir zwar schlecht, aber ich kämpfe mich da schon durch”-Mentalität, die den Leser am Ende regelrecht aufseufzen lässt, fehlt im Musical.
Dafür punktet es an anderer Stelle. Die Eigenarten der Tiere hat Regisseurin Heike Werntgen hervorragend herausgearbeitet. Die Darstellertruppe sorgt mit Stimme, Mimik und Gestik für viele kleine komödiantische Höhepunkte. Besonders tun sich dabei Maaike Schuurmans und Michele Connah hervor, aber auch Alexandra Gehrmann, Felix Grüning, Sonja Hebestadt und Steffi Lämmerhirt als Gnomys Geschwisterküken sorgen immer wieder dafür, dass der Zuschauer selbst dann schmunzelnd zu ihnen herüberschaut, wenn die Haupthandlung eigentlich auf der anderen Seite der Bühne abläuft.
Bernie Blanks hinterlässt als böser Kater, der den ganzen Abend über versucht, Gnomy zu fressen, eher einen gelangweilten Eindruck; sowohl Mimik als auch Gesangsstimme bleiben deutlich hinter dem zurück, was seine Kollegen auf der Bühne bieten. Steffi Connah überzeugt gesanglich und schauspielerisch als Entenmutter Ida, egal ob sie resolut ihr Kind vor den Hofbewohnern verteidigt, oder aber ihm voller Sorge hinterhereilt, als es verschwunden ist. Chris Brewer gefällt in der Titelrolle besonders in seinen ersten Szenen, wenn er mit quakiger Stimme und herzerweichendem Augenaufschlag seine Umwelt entdeckt.
Menschen als Tiere auf der Bühne sind immer eine Herausforderung für Kostümdesigner. Inga Riebel und Steffi Glöckner lassen die Darsteller meist in “menschlicher” Kleidung auftreten, die passend auf den jeweiligen Charakter zugeschnitten ist: Ida ist das typische Hausmütterchen in spießiger Bluse-Rock-Kombination, der Kater kommt in schwarz-weißem Anzug als Mafia-Gangster daher. Gemeinsames Merkmal des Geflügels sind gelbe Strumpfhosen, nur Gnomy ist in grau gehalten.
Das Bühnenbild jedoch hinterlässt einen unbefriedigenden Eindruck. Inga Riebel hat neben einer verschiebbaren Treppe Kästen voller grün-brauner Stangen platziert. Wenn am Anfang des Stückes die Küken am Rand des Teiches schlüpfen, kann der Zuschauer in diesen Stangen mit viel Fantasie das Schilf am Uferrand erkennen, doch leider bleiben sie das ganze Stück über stehen, egal ob der Kater Gnomy in die Küche lockt, oder ob die Hauskatze mit ihm in der Stube Fernsehen schaut. Ein bisschen mehr Abwechslung für die einzelnen Szenen hätte es sein dürfen.
George Stiles abwechslungsreiche Partitur bietet für jeden Musical-Fan etwas: Hörenswerte Balladen, einen Tango für zwei Katzen und viele swingende Songs. Die Band unter Leitung von Christoph Bönecker war im Premierensaal vor der Bühne neben den Zuschauern positioniert. Wer direkt daneben saß, hatte manchmal Schwierigkeiten die Darsteller zu verstehen.
Auf Verwunderung stößt eine anscheinend kurzfristig durchgeführte Änderung des Endes. Im Programmheft ist vor dem Finale noch ein Song des Katers (“Geschmolzene Mieze”) angekündigt, doch auf der Bühne verschwindet der Kater, nachdem er Gnomy endlich gefangen hat, und die genannte Szene fehlt. Das ist für die Zuschauer unbefriedigend, da die Auseinandersetzung mit dem Kater sich wie ein roter Faden durch das Stück zieht und die dadurch aufgebaute Spannung nun einfach verpufft. Die Fragen, wie Gnomy sich gerettet hat und was mit dem Kater passiert ist, bleiben unbeantwortet.
Großproduktionen versuchen oft, schwache Stories durch bombastische Technik auszugleichen. Darauf muss das Publikum bei “Mein lieber Schwan” verzichten. Dafür bietet diese Inszenierung ein größtenteils gut aufgelegtes, überzeugendes Ensemble, das mit kleiner Story und großer Spielfreude einen unterhaltsamen Abend bietet.
Sa, 28.04.2007 19:00 | Casino Hohensyburg, Dortmund | Premiere |
Fr, 04.05.2007 14:30 | Congress Park, Hanau | |
Fr, 04.05.2007 19:30 | Congress Park, Hanau | |
▼ 8 weitere Termine einblenden (bis 18.06.2007) ▼ |
---|
Di, 08.05.2007 19:00 | Luise-Albertz-Halle, Oberhausen | |
Sa, 12.05.2007 14:30 | Saalbau, Witten | |
Sa, 12.05.2007 19:30 | Saalbau, Witten | |
Mi, 30.05.2007 18:30 | Erich-Göpfert-Stadthalle, Unna | |
Sa, 02.06.2007 19:00 | Stroetmanns Fabrik, Emsdetten | |
Sa, 16.06.2007 19:00 | Stadtsaal, Wetter | |
Mo, 18.06.2007 14:30 | Lichtburg, Essen | |
Mo, 18.06.2007 19:30 | Lichtburg, Essen | |
▲ Termine ausblenden ▲ |
---|
Zur Zeit steht die Funktion 'Leserbewertung' noch nicht (wieder) zur Verfügung. Wir arbeiten daran, dass das bald wieder möglich wird.