Wie kann man als verarmter und erfolgloser Künstler zu Ruhm und Reichtum gelangen? Das Heilbronner Theater präsentiert eine originelle Lösung, allerdings in einer wenig überzeugenden Inszenierung.
Eine Frau, die sich als Mann ausgibt, der eine Frau spielt – aufbauend auf dieser verzwickten Situation entwickelten Blake Edwards (Buch), Henry Mancini (Musik) und Leslie Bricusse (Songtexte) einen Plot, der sich mit den Themen Armut, Homosexualität, Travestie und Toleranz befasst und dabei den Spagat zwischen Dramatik, Show und Klamauk wagt. Vorlage war Edwards’ gleichnamige Filmkomödie von 1982, Julie Andrews (“Mary Poppins”) übernahm dort wie auch in der Broadway-Uraufführung von 1995 die Titelrolle.
Die Inszenierung von Klaus Hemmerle tut sich schwer mit dem Stück. Da ist zunächst das riesige, die gesamte Bühne ausfüllende drehbare Kulissenteil, das sich je nach Position in eine Häuserzeile, einen Nachtclub, zwei Hotelzimmer oder die Showbühne verwandelt (Design: Julia Scholz). Prinzipiell eine gute Idee, jedoch sind nur die Hotelzimmer wirklich gelungen. Die Häuserzeile ist einfallslos-grau und sieht aus wie eine unfertige Filmkulisse, es kommt keinerlei “Pariser Flair” auf. Der Nachtclub wird durch einen roten Vorhang, eine Theke und ein paar Barhocker angedeutet und ist ebenso wie die Häuserzeile zweidimensional angelegt – die Darsteller bewegen sich vor, nicht aber in der Szenerie. Der Showbühne schließlich fehlt sämtliche gestalterische Inspiration. Ein dreistufig aufsteigender Tanzboden mit kahlen Wänden und einem rückwärtigen silberfarbenen Vorhang reichen einfach nicht aus, um die Atmosphäre eines Folies Bergère zu erzeugen. Auch die unauffällige Beleuchtung (Andreas Klier) kann hier nichts mehr verbessern. Natürlich muss sich der finanzielle Aufwand bei der Realisierung eines Repertoirestücks in Grenzen halten, mehr Innovation und Ideenreichtum hätten dem Gesamteindruck aber gutgetan.
In dieser wenig inspirierenden Umgebung wirken viele Szenen unfertig und unpräzise inszeniert. Im Nachtclub steht man sich aus Platzmangel gegenseitig auf den Füßen, Gesten und Laufwege erwecken hier und in anderen Szenen den Eindruck, dass eine Personenführung bei den Nebendarstellern kaum stattgefunden hat. Einzig die komischen Momente wie die hervorragend getimte Verfolgungsjagd im Hotel oder die Zeitlupen-Schlägerei im Nachtclub sind tatsächlich gelungen.
Besonders ärgerlich sind die desolaten Showszenen, in denen Victoria als Frauendarsteller Victor auf der Bühne steht. Sina Kießling ist hier kein großer Vorwurf zu machen, sie singt vorzüglich und bringt auch die richtige Mischung aus Androgynität und Erotik mit, um in der Titelrolle zu überzeugen. Die Choreografie (Ralph Frey) jedoch ist gänzlich einfallslos und wird außerdem von den sie begleitenden sechs Tänzerinnen und Tänzern ohne Leidenschaft und Synchronität präsentiert.
Neben der glaubhaft agierenden Kießling stechen Martin Herrmann als Toddy und Julia Klotz als Norma aus dem Ensemble hervor. Hermann spielt den liebenswerten Homosexuellen mit viel Witz und Charme, meistert seine Gesangspassagen ohne hörbare Probleme und wird zum Sympathieträger des Publikums. Klotz gelingt eine ansprechende Darstellung der aufgedrehten Blondine; leider wird die Auslegung ihrer Rolle als Klamauknudel vom Dienst im Lauf des Abends immer nervtötender (sie hat beispielsweise mit der Grammatik der deutschen Sprache so ihre Probleme, woraus ein auf die Dauer ermüdender Running Gag wird). Dafür trumpft sie bei ihren Soli mit großartiger Stimme auf. Man darf gespannt sein, wie sich die Karriere der jungen Absolventin der Leipziger Hochschule für Musik und Theater entwickelt.
Die weiteren Darsteller, sämtlich Mitglieder des Hausensembles, machen das Beste aus den gegebenen Möglichkeiten. Dass im Vergleich zur Originalversion kräftig Personal eingespart wurde – es stehen statt etwa dreißig nur fünfzehn Personen auf der Bühne – mag wiederum finanzielle Gründe haben, verstärkt aber nur zusätzlich den Eindruck, dass das Heilbronner Theater eine Sparversion eines eigentlich großen Showmusicals abliefert.
Musical von Blake Edwards (Buch), Henry Mancini (Musik) und Leslie Bricusse (Lyrics)
Fr, 22.12.2006 19:30 | Theater, Heilbronn | Premiere |
Di, 26.12.2006 19:30 | Theater, Heilbronn | |
Fr, 29.12.2006 19:30 | Theater, Heilbronn | |
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So, 31.12.2006 19:00 | Theater, Heilbronn | |
Sa, 06.01.2007 19:30 | Theater, Heilbronn | |
Mi, 17.01.2007 19:30 | Theater, Heilbronn | |
Fr, 19.01.2007 19:30 | Theater, Heilbronn | |
Mi, 31.01.2007 19:30 | Theater, Heilbronn | |
Sa, 03.02.2007 19:30 | Theater, Heilbronn | |
Do, 08.02.2007 19:30 | Theater, Heilbronn | |
So, 11.02.2007 19:30 | Theater, Heilbronn | |
Mi, 14.02.2007 19:30 | Theater, Heilbronn | |
So, 18.02.2007 19:30 | Theater, Heilbronn | |
Do, 22.02.2007 19:30 | Theater, Heilbronn | |
So, 25.02.2007 15:00 | Theater, Heilbronn | |
Di, 13.03.2007 19:30 | Theater, Heilbronn | |
Mo, 19.03.2007 19:30 | Theater, Heilbronn | |
Do, 29.03.2007 19:30 | Theater, Heilbronn | |
Sa, 31.03.2007 19:30 | Theater, Heilbronn | |
Do, 05.04.2007 19:30 | Theater, Heilbronn | |
Sa, 28.04.2007 19:30 | Theater, Heilbronn | |
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