Sekretärinnen (2007 - 2010)
Theater, Basel

Wiederaufnahme.
Unter der musikalischen Leitung vom David Cowan und in einer Inszenierung von Tom Ryser thematisieren neun Damen des Basler Theaterchores den Berufsstand der Sekretärin und gewähren Einblicke in deren Seelenleben.

Tom Ryser hat bei seiner Inszenierung nicht bloß verschiedene Lieder aneinander gereiht, um der Bezeichnung “Liederabend” gerecht zu werden. Vielmehr hat er jeder der neun Akteurinnen einen Charakter zugewiesen, der konsequent und in vielen Details überzeugend umgesetzt wird. Zudem begleiten allerlei spaßige und überraschende Einfälle das Geschehen, so zum Beispiel ein Tanz der Taschenlampen während eines Stromausfalls, eine Slapstick-Szene vor einem Kaffeeautomaten oder ein stummer Auftritt des Coke-Light-Schönlings in Jeans und weißem Unterhemd.

Auch das dezente und gut zum grauen Berufsalltag passende Bühnenbild (Marion Menziger) wird für allerlei Verwandlungen und Überraschungen genutzt. Ein Mauervorsprung wird zum Laufsteg und zur Showbühne und der Mittelpfosten der Doppeltür wird zur Requisite für einen amüsanten Table-Dance. Die Lichtregie (Markus Küry) ist eher zurückhaltend, wartet aber ebenfalls mit einigen witzigen Ideen auf. So ruft der Chef hinter der geschlossenen Bürotür nicht per Gegensprechanlage zum Diktat, sondern mittels eines roten Drehlichts. Und auch das vorbeigleitende grüne Licht des Fotokopierers ist nicht zu übersehen.

Ein besonderes Lob verdienen die Tonverantwortlichen (Robert Herrmann, Johann Fitschen), die den Gesang so gefühlvoll verstärken, dass auch die feinsten Nuancen hörbar bleiben. Ebenfalls überzeugend sind die Kostüme (Katharina Galsterer), die jeden Sekretärinnen-Typ optimal unterstreichen und dennoch farblich wie auch von der Schnittwahl her ein harmonisches Gesamtbild ergeben.

Den größten Verdienst an dieser unterhaltsamen und kurzweiligen Produktion haben jedoch ohne Zweifel die neun Sängerinnen. Ohne Ausnahme verfügen sie alle über tolle Stimmen, eine sichere Stimmführung, sehr differenzierte Klangfarben und zum Teil erstaunliche Höhen und Tiefen. Aber nicht nur das: Ob resolut, schüchtern, kess, stilvoll oder distanziert, ob als Trinkerin, Mütterchen, Punkerin oder Frohnatur – sie alle agieren mit viel Spielfreude und allgegenwärtigem Optimismus. Und trotzdem bleiben ein paar berührende Momente, die betroffen machen und mitfiebern lassen, bis alle Sekretärinnen zum Schluss von ihrem Chef “Respect” fordern und die Zuschauer mit einem hoffnungsvollen “Hurra, wir leben noch” zum Schlussapplaus führen.

Diese Sekretärinnen servieren keinen kalten Kaffee und hauen nicht nur in die Tasten, sondern auch auf die Pauke.