Die Big Fish Theatre Productions (“Die letzten 5 Jahre” u.a.) präsentiert diese Aufführung als Benefizveranstaltung zugunsten des Hamburger Hospizes Leuchtfeuer. Das Drama behandelt das Sterben an Aids.
Zahlreiche Figuren betreten an diesem Abend nach und nach die Bühne und konfrontieren das Publikum mit ihrem Leben und ihrem Tod. Gemeinsam haben sie nur eines: Sie alle sind an den Folgen von AIDS gestorben. Doch wie sie sich infiziert haben und welche Folgen diese Krankheit für sie gehabt hat, sind ganz unterschiedliche persönliche Geschichten. So erzählt eine Ärztin darüber, wie sie im Handgemenge mit einer Infizierten von deren Spritze getroffen wurde. Eine junge Frau versetzten Symptome, die zu der Immunschwäche passen könnten, so sehr in Panik, dass sie sich aus dem Fenster stürzte, ohne die Diagnose abzuwarten. Dass sie sich nicht mit AIDS infiziert hatte, erfuhr sie erst als es schon zu spät war. Der aufgedrehte Schwule, nach dessen Tod eine fröhliche große Party stattgefunden hat, die Ehefrau eines Bluters, deren gesamte Familie durch eine Transfusion mit infiziertem Blut gestorben ist, und der Soldat, dessen Drogensucht ihm den Virus einbrachte. Im zweiten Teil wird dann auch Kritik am unzureichenden Engagement der amerikanischen Regierung laut, doch das bleibt ein Nebenaspekt. Im Vordergrund stehen die persönlichen Tragödien.
Bei so einer Vielzahl an unterschiedlichen Geschichten kann nicht jeder Bericht gleich tiefgängig sein. Und so kann es passieren, dass die Gedanken des Zuschauers manchmal etwas abschweifen. Vor einer wirklichen Langatmigkeit bewahren das Stück aber die durchweg guten Leistungen der Darsteller, aus denen auch die feinfühlige Arbeit des Regisseurs Daniel Witzke herauszulesen ist.
Bereichert werden die zwei- bis vierminütigen, meist als Monolog vorgetragenen Berichte der Verstorbenen durch zehn melodiöse Lieder, die im Kontrast dazu aus dem Blickwinkel der noch lebenden Hinterbliebenen geschrieben wurden. Die drei Musiker (Piano, Cello, Harfe) fühlen sich in den unterschiedlichen Stimmungen (von der getragenen Musical-Ballade “My Brother….” bis zum swingenden humorvollen “Spend it…”) merklich wohl. Gerade die flotteren Nummern lenken den Blick immer wieder darauf, dass man aus einer so bedrückenden Situation auch etwas lernen kann: “Spend It While You Can” zum Beispiel weist darauf hin, dass das letzte Hemd keine Taschen hat, dass die materiellen Mittel also genutzt werden sollten, um sich das Leben angenehm zu machen. Und die gospelartige Schlusshymne “Learning to Let Go” ist ein Plädoyer für einen bewussten Umgang mit dem Tod, der allen – sowohl dem Sterbenden als auch den Hinterbliebenen – Kraft geben kann. Unverständlich bleibt allerdings, warum die Lieder im überschaubaren Schmidt Theater so intensiv verstärkt wurden, dass die Lautstärke schon fast unangenehm war. Der bedächtigen Grundstimmung des Abends hat das eher geschadet.
Witzke hat ein beeindruckendes Ensemble mit mehr als 30 Mitwirkenden für diesen Benefiz-Abend zusammengetrommelt, darunter viele bekannte Namen aus der Musical-Szene. Angesichts der vielen Darsteller war es fast bedauerlich, dass nur zehn Lieder gesungen wurden. Einige gute Sänger mussten so auf Solo-Passagen verzichten. Aber dieser Abend ist ein Paradebeispiel für eine gelungene Ensemble-Leistung, denn nur durch die individuellen Facetten der vielen Schauspieler und Sänger ergibt sich ein buntes, bewegendes Gesamtbild.
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