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Film Noir auf der Musicalbühne: Die Inszenierung des selten gespielten Jazz- und Swingmusicals aus der Feder von Cy Coleman, Larry Gelbart und David Zippel begeistert mit großartigem Ensemble und origineller Story.
Prolog: Fünf Gestalten tanzen, jazzige Scat-Einwürfe singend, über die schwach erleuchtete und in dichten Nebel getauchte Bühne. Der Zuschauer wird eingestimmt auf eine originelle Story voll morbidem Charme mit den klassischen Charakteren des Film Noir der 1940er-Jahre. Der kettenrauchende Privatdetektiv Stone kämpft gegen die Schlechtigkeit der Welt und insbesondere gegen seine intrigante Klientin, die blonde “Femme Fatale” Aulora. Stone entstammt der Feder von Drehbuchautor Stine, der sich gegen den egozentrischen Produzenten Buddy, die Bigotterie Hollywoods und nicht zuletzt seine eigene Frau durchzusetzen versucht.
Jeremy Daker (Bühne) und Guy Hoare (Licht) machen dem Publikum die Unterscheidung dieser beiden Parallelwelten leicht: Stones fiktive Welt ist vorzugsweise in schwaches, bläuliches Licht getaucht, die Nebelmaschine arbeitet dabei auf Hochtouren. Stines Realität wird dagegen mit warmen Farben beleuchtet, die zusammen mit Requisiten wie einer alten Schreibmaschine, auf der Stine seine Figuren erschafft, oder Buddys massivem Schreibtisch mit drei ständig klingelnden Uralt-Telefonen jene Atmosphäre erzeugen, die an alte Hollywoodfilme erinnert.
Die Bühne zeigt das schmuddelige Innere eines leeren, lange nicht geputzten Swimmingpools. Regisseur Nikolai Foster lässt außerdem einige Szenen hinter den verschiebbaren blassblauen Poolwänden sowie oberhalb des Pools spielen; zusätzlich wird eine die beiden Ebenen verbindende gekachelte Treppe exzessiv als Showtreppe genutzt. In dieser eher ungewöhnlichen Kulisse setzt Foster ein klassisches Inszenierungskonzept für das in Deutschland weitgehend unbekannte Stück ein. Er verlässt sich zu Recht auf die Wirkung der Ironie und Zweideutigkeit der Dialoge (“May I be perfectly honest? – Can honesty be imperfect?”), die ebenso unangetastet bleiben wie die Geradlinigkeit der Charaktere: wer gut und wer böse ist, wird unmittelbar klar und bleibt auch so. Die Umsetzung von Larry Gelbarts (“A Funny Thing Happened on the Way to the Forum”) zweigleisigem Buch gelingt ebenso: Zu Beginn beispielsweise empfangen Stone und seine Sekretärin Oolie die Klientin Aulora; als plötzlich Stine mit seiner Schreibmaschine zu sehen ist und die Szene umschreibt. Sofort spielen die Darsteller einen Teil der Szene rückwärts, um sie anschließend mit kleinen Änderungen zu wiederholen.
Foster greift auf ein glänzend aufgelegtes Ensemble zurück, das komplett aus Briten besteht, die eigens für die Produktion gecastet wurden. Chris Thatcher als Stine gelingt der Spagat zwischen eher zurückhaltendem Spiel (der Autor versucht vergeblich, sich gegen seine Frau und seinen Produzenten zu behaupten) und kraftvollem, ausdrucksstarkem Gesang. Den drahtigen Privatdetektiv Stone verkörpert Anthony Houghton glaubhaft und cool. Julia Hinchcliffe alias Alaura und er sind eine verblüffend gute Kopie von Mary Astor und Humphrey Bogart im Film “Die Spur des Falken”, dessen Story offensichtlich als Vorbild für Stines Geschichte diente. Hinchcliffe ist die perfekte Femme Fatale, groß gewachsen und lasziv, mit warmer Sprech- und betörender Singstimme. Jack MacKenzie als reicher und mächtiger Produzent Buddy Fidler macht seine Sache ebenso vorzüglich wie Joshua Bancel als Polizist Munoz.
Da Stine die ihn umgebenden Personen in sein Drehbuch integriert, haben nahezu alle Ensemblemitglieder Doppelrollen. Zwei Darstellerinnen sind dabei besonders gefordert: Julie Stark, als Buddys Sekretärin Donna (real) und als Stones Sekretärin Oolie (fiktiv), nutzt lediglich eine Brille, um beide Rollen äußerlich voneinander zu trennen. Mit ihrem Solo “You Can Always Count on Me” zeigt sie großes gesangliches und komödiantisches Talent. Amy Rogers überzeugt mit der Verkörperung von Stines Ehefrau Gabbie und Stones Ex-Geliebter Bobbi; ihre Stimme klingt allerdings bei tiefen Tönen dünn und in den Höhen etwas quäkig.
Der einzige Schwachpunkt der Inszenierung ergibt sich aus der für die Mehrzahl der Besucher fremden Sprache: Sowohl Dialoge als auch Songtexte sind mit englischen Slangausdrücken und Sprachspielen durchsetzt, deren Bedeutung sich beim ersten Hören kaum erschließt. Zusammen mit der reichlich komplizierten Story stellt sich bei denjenigen Zuschauern, deren Muttersprache nicht Englisch ist, leicht das ungute Gefühl ein, einen Teil der Pointen, Anspielungen und Wendungen verpasst zu haben.
Eine fantastische sechsköpfige Band (die leider während des Stückes unsichtbar ist) begleitet die Darsteller und lässt Cy Colemans (“Sweet Charity”) vielschichtige und originelle Jazz- und Swingkompositionen erstrahlen. Auch wenn bis auf das grandiose Duett von Stine und Stone “You’re Nothing Without Me” am Ende des ersten Aktes kein Song beim ersten Hören ins Ohr geht, braucht sich der Score dieses Musicals keineswegs hinter den großen Broadway-Hits der letzten Jahrzehnte zu verstecken.
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KREATIVTEAM |
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Musikalische Leitung | Thomas Lorey |
Regie | Nikolai Foster |
Bühne und Kostüme | Jeremy Daker |
Choreographie | Gary Lloyd |
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CAST (AKTUELL) |
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Stine | Chris Thatcher |
Stone | Anthony Houghton |
Angel City 1 | Bennett Andrews |
Angel City 2, Gilbert | Dominic Cincotta |
Angel City 3, Margaret, Madam | Karen Evans |
Angel City 4, Revolver Woman | Rachael Archer |
Mallory, Avril, Masseur | Gemma Baird |
Munoz, Dr. Mandrill | Joshua Bancel |
Jimmy Powers, Radio Announcer | Garrie Harvey |
Alaura, Carla | Julia Hinchcliffe |
Luther, Ensemble | Peter Mair |
Buddy, Irwin | Jack Mckenzie |
Gabbie, Bobbi | Amy Rogers |
Donna, Oolie | Julie Stark |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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