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Skurril-turbulenter Musicalspaß (Buch: Peter Lund/Musik: Thomas Zaufke), in dem ein Arbeitsloser unter Verdacht gerät, ein Top-Terrorist zu sein.
Bomben-Terror gegen die deutsche Wirtschaft! Im neuen Musical von Peter Lund (Text) und Thomas Zaufke (Musik) führt eine Reihe harmloser Zufälle zu genau diesem Horror-Szenario. Zwar wird Autokonzern-Chef Friedemann von Tilsit im Prototyp des neuesten Modells in die Luft gesprengt, dies jedoch auf Grund eines Konstruktionsfehlers. Die Umdeutung dieses Unfalls in ein feiges Attentat steht dem Unternehmen allerdings gut zu Gesicht, da somit eine kurz zuvor durchgeführte Massenentlassung für die Medien nun nur noch von geringem Interesse ist. Doch wer ist der Terrorist? Fernseh-Frontfrau Sabrina van Dreesen glaubt ihn in dem ebenso farb- wie sprachlosen Endfünfziger Herwig Müller gefunden zu haben, der als Opfer des Arbeitsplatzabbaus aus Versehen in ihre Live-Sendung stolpert. Nur weil sie in seinem Schicksal Parallelen zur Biografie ihres Vaters erkennt, stilisiert sie ihn mit Hilfe der geballten Medienmaschinerie zum Rächer der Arbeitslosen.
Buchautor Lund stellt der komplett stummen Titelfigur das für seine Werke so typische Kompendium kleiner Leute an die Seite: Seine leicht frustrierte, aber resolute Ehefrau, sein vom Sozialstaat völlig desillusionierter Sohn, dessen pseudo-intellektuelle Freundin sowie sein kommunistisch gesinnter Ex-Arbeitskollege bilden die „Progressive Zelle Spandau”. Diese verschanzt sich zwar bei Krautgulasch und Schnaps mit der Fernsehmoderatorin als Geisel in der Wohnung, ist aber für die dann folgenden weiteren Bombenexplosionen gar nicht verantwortlich. Da sich die „Laien-Terroristen” auf kein einheitliches weiteres Vorgehen einigen können und die Polizei sie umzingelt hat, geben sie auf. Nach der Kapitulation bleibt nur ein Bußgeldbescheid wegen der Erregung öffentlichen Ärgernisses.
„Held Müller” ist ein bitterböses Werk, das mit seinen sozialkritischen Ansätzen (Arbeitsplatzabbau trotz ökonomischen Erfolges; Ohnmacht der Bürger gegenüber Wirtschaft und Staatsmacht) und einer gehörigen Portion Medienschelte dem Publikum einen Blick in eine vielleicht nicht allzu ferne Zukunft der Republik gewährt. Die Skurrilität des Plots wird durch die Musik von Thomas Zaufke nachhaltig unterstrichen. Der Komponist unterbricht die Handlung immer wieder für beschwingte Musical-Nummern, in denen die handelnden Personen aus ihrer Gefühlswelt berichten. So jubiliert beispielsweise die zwielichtige Rationalisierungsexpertin Heidlinde Waghausen nach einem Attentatsversuch auf sich mit dem Song „Es ist schön, am Leben zu sein” und die vermeintlichen Terroristen träumen vor der angedrohten Verhaftung durch die Polizei im Samba-Rhythmus „Ich will endlich mal wer Anderes sein”. Zaufke schafft aber auch schöne Balladen („Als Kind, da hab’ ich mir gewünscht”) und mitreißende Hymnen („Ein Land ist nur ein Land durch seine Menschen”). Alles in allem eine abwechslungsreiche Partitur mit einigen Ohrwürmern, die bei der hinter der Bühne platzierten Band (Leitung: Hans-Peter Kirchberg) gut aufgehoben ist.
Bei der szenischen Umsetzung setzt Bernd Mottl ganz auf Tempo indem er – wenn es der Ablauf ermöglicht – mehrere an verschiedenen Orten spielende Szenen gleichzeitig auf die breite Bühne stellt. Durch die Ausleuchtung des jeweils aktuellen Ausschnitts behält das Publikum stets den Überblick und es gelingen spannende und schlüssige Handlungsfolgen mit ausgefeilter Personenregie. Eine gehörige Portion Witz hat die Choreografie von Götz Hellriegel, der in den revueartig angelegten Szenen wie bei der Vorstellung der TV-Lady Sabrina van Dreesen klassische Broadway-Musicals auf den Arm nimmt.
Als Raum für das Spektaktel hat Jürgen Kirner eine weiße Spielfläche entworfen, die im Hintergrund durch 13 im Halbkreis angeordnete Drehtüren begrenzt wird. Hierdurch schlüpfen die Darsteller auf die Bühne und je nach sichtbarer Fläche werden unterschiedliche Handlungsorte angedeutet: Holzoptik für Firmenzentrale und TV-Studio, schwarz mit Graffiti-Schmierereien für die Wohnung, in der sich die „Terroristen” treffen. Komplettiert wird die Ausstattung durch ein Autowrack links und einen runden Holztresen rechts, die multifunktional und pfiffig in die Handlung integriert werden.
Ein wahres Kabinettstück liefert Eckhart Strehle in der Titelrolle des Herwig Müller ab: Obwohl er während der gesamten Vorstellung weder einen Ton zu sagen noch zu singen hat, stattet er seine Figur im bieder-bürgerlichen Outfit (Kostüme: Nicole von Graevenitz/Maske: Marcilei Silva) mit einer ungeheuren Bühnenpräsenz aus. Jede noch so kleine Geste der Sprach- und Hilflosigkeit sitzt minutiös – grandios! Als eiskaltes Karriereweibchen Heidlinde Waghausen dominiert Franziska Becker darstellerisch und gesanglich das Ensemble. Dagmar Bieners erster Auftritt als Ehefrau Ingrid misslingt wegen hörbarer stimmlicher Defizite im Song „Wie war dein Tag?”. Sobald sie jedoch die hand- und trinkfeste „Wuchtbrumme” geben darf, ist sie ganz in ihrem Element. Aus der „Terrorgruppe” ragt Nini Stadlmann (Jule) heraus, Gerd Lukas Storzer als Looser-Sohn Mischa und Ulrich Wiggers als Revoluzzer Kalle Kornowksi bleiben blass. Mit leicht kehliger Stimme gibt Doris Prilop ihre TV-Lady Sabrina van Dreesen.
„Held Müller” ist ein weiterer Beweis dafür, dass gute Musicals auch in Deutschland entwickelt werden können und nicht als Großproduktion mit immensem technischen Aufwand daherkommen müssen. Auf jeden Fall ist diesem „bombigen” Stück zu wünschen, dass es seinen Weg auf viele weitere Bühnen finden wird.
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KREATIVTEAM |
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Buch | Peter Lund |
Musik | Thomas Zaufke |
Inszenierung | Bernd Mottl |
Musikalische Leitung | Hans-Peter Kirchberg/Tobias Bartholmeß |
Choreografie | Götz Hellriegel |
Bühnenbild | Jürgen Kirner |
Kostüme | Nicole von Graevenitz |
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CAST (AKTUELL) |
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Herwig Müller | Eckhart Strehle | |||
Ingrid Müller | Silvia Bitschkowski | |||
Heidlinde Waghausen | Franziska Becker | |||
Friedemann von Tilsit | Uwe Dreves | |||
Sabrina van Dreesen | Doris Prilop | |||
Jule | Nini Stadlmann | |||
Mischa | Gerd Lukas Storzer | |||
Kalle Kornowski | Kai Rohde | |||
Uli Wessling | Boris Freytag | |||
Hinrichsen | Gerald Michel | |||
Band | ||||
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Klavier | Hans-Peter Kirchberg Tobias Bartholmeß | |||
Gitarre | Johannes Gehlmann Erich Gramshammer | |||
Bass | Daniel Zenke Ralph Gräßler | |||
Reeds | Max Teich Sydney Pnür | |||
Synthesizer | Markus Mittermeyer | |||
Schlagzeug | Stephan Grenze Philipp Schmidt |
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TERMINE |
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