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Die Dreigroschenoper (2006)
Admiralspalast, Berlin

Kreativ­teamCastTer­mi­neTermi­ne (Archiv)
 

Auch zum fünfzigsten Todestag von Bertolt Brecht noch immer aktuell, doch in der einfallslosen Regie von Klaus Maria Brandauer alles andere als eine “haifischzahn-scharfe” Satire. Achtung: keine Pause!

Beim Besuch der Inszenierung von Klaus Maria Brandauer ist der Wunsch nach einer Fernbedienung groß. Mit der Vorspultaste könnten die vielen gähnend langweilig gespielten Szenen wie die Hochzeit von Polly mit Macheath oder dessen Verabschiedung vor der Flucht übersprungen werden. Die raren, wirklich packend gestalteten Momente (zum Beispiel die Auseinandersetzung zwischen Polly und ihren Eltern über die vollzogene Vermählung mit Mackie Messer) könnten dank einer Rückspulmöglichkeit noch einmal genossen werden. Mit dem Lautstärkeregler würde der Zuschauer die schlechten, bis zur Unverständlichkeit einzelner Darsteller reichenden Tonprobleme bekämpfen und sich dank der Stop-Taste eine Pause verschaffen können. Brandauer lässt seine „Dreigroschenoper”-Deutung ohne Unterbrechung durchspielen. Damit fordert er über zweieinhalb Stunden nicht nur Ensemble und Musiker vom Deutschen Filmorchester Babelsberg (Dirigent: Jan Müller-Wieland), sondern strapaziert auch sein Publikum. Mit zunehmender Spieldauer schwindet dessen Aufnahmefähigkeit mit der Folge, dass Brechts bissige, sozialkritische Texte an den Zuschauern vorbeirauschen und Weills meisterhafte Kompositionen zu lästigem Gedudel verkommen. Störend kommt hinzu, dass immer wieder ganze Reihen aufstehen müssen, weil Besucher das stille Örtchen aufsuchen.

Vieles an der Inszenierung wirkt so eilig zusammengeschustert wie das erst unmittelbar vor der Premiere halbwegs fertiggestellte Theaterfoyer des mit dieser Show wiedereröffneten Admiralspalastes. So bringen die zu einigen Songs einschwebenden, beleuchteten überdimensionalen Bilderrahmen zwar etwas Licht in das düstere, an einen unaufgeräumten Dachboden erinnerende Einheitsbühnenbild (Ronald Zechner). Brandauer nutzt die Deko-Elemente allerdings nur zu belanglosen Gruppierungen der gerade auf der Bühne versammelten Darsteller.

Auch scheint er wenig Interesse an einer genauen Charakterisierung einzelner Figuren zu haben. In Macheaths homogenen Ganoven-Trupp fällt allein Hakenfingerjakob auf, den Moritz Berg allerdings als tumben Blödmann geben muss. Gottfried John ist als farbloser Mr. Peachum weder diabolisch noch machthungrig, so dass Katrin Sass (Mrs. Peachum) als zunächst lallende Schnapsdrossel leichtes Spiel in der Publikumsgunst hat. Erstaunlicherweise gibt Brandauer ihr die Chance, die Rolle von der Komödiantin zur Intrigantin zu entwickeln – eine der wenigen überzeugenden schauspielerischen Leistungen. Im Gesang gefallen Maria Happel als dralle Puffmutter Spelunkenjenny sowie Jenny Deimling (Lucy) mit klassisch ausgebildeter, großer Stimme. Ihre Gegenspielerin in der Gunst um Mackie Messer gibt Birgit Minichmayr (Polly). Mit ihrer angenehmen, rauchigen Stimme ist sie eine ideale Weill-Interpretin.

Kann der Sänger einer Rockband in einer Hauptrolle überzeugen? Er kann! Den Beweis tritt eindrucksvoll Campino, Frontmann der Toten Hosen, in seinem Theater-Debüt an. Als Macheath ist er ganz der Gentleman-Ganove, der die Frauen um den Finger wickelt und man mag es kaum glauben, dass er gar keine Schauspielausbildung besitzt. Trotz hörbarer Schwierigkeiten mit einigen hohen Tönen gelingt Campino eine gute Leistung. Auch hier wäre die Fernbedienung wieder hilfreich. Mit der Aufnahme-Taste könnte seine Leistung in einer schwachen Inszenierung für später konserviert werden.

 
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KREATIVTEAM
InszenierungKlaus Maria Brandauer
Musikalische LeitungJan Müller-Wieland
BühneRonald Zechner
KostümePetra Reinhardt
 
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CAST (AKTUELL)
Jonathan Jeremiah PeachumGottfried John
Mrs. PeachumKatrin Sass
Polly PeachumBirgit Minichmayr
Filch, einer von Peachums BettlernPaul Sigmund
BettlerFlorian Lebek
Macheath, genannt Mackie MesserCampino
TrauerweidenwalterHans-Jürgen Alf
HakenfingerjakobMoritz Berg
MünzmatthiasOli Bigalke
SägerobertJens Wassermann
EdeStephan Korves
JimmyArno Waschk
Tiger BrownMichael Kind
Lucy, seine TochterJenny Deimling
Smith, erster KonstablerRomanus Fuhrmann
KonstablerMaximilian Brockstedt
Thomas Mezcele
SpelunkenjennyMaria Happel
BettyMonica Anna Cammerlander
DollyBarbara Lehner
MollyEllen Schieß
VixerMaria Hengge
Alte HureManuela Grabowski
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 11.08.2006 20:00Admiralspalast, BerlinPremiere
Sa, 12.08.2006 20:00Admiralspalast, Berlin
So, 13.08.2006 18:00Admiralspalast, Berlin
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