“Flower-Power Musical”, das mit Hits wie “Aquarius” und “Let the sunshine in” das Lebensgefühl der Hippies wiederspiegelt. Die Inszenierung beweist leider nicht, dass dieses Stück aus dem Jahr 1968 auch 38 Jahre später noch zeitgemäß und aufwühlend sein kann.
Der trotzig nach oben gestreckte Mittelfinger von „Miss Liberty” glüht rot im dunklen Abendhimmel über Greifswald. Mit diesem Symbol unterstreicht die Show eindrucksvoll die Forderung der Blumenkinder: Make love, not war! Mit seiner 10 Meter hohen, das zweietagige Bühnengerüst von Susanne Thomasberger dominierenden Freiheitsstatue hat diese Aufführung genau das geschafft, was „Hair” schon immer wollte: provozieren. Waren es bei der Uraufführung Nacktszenen oder der zur Schau gestellte, ungehemmte Drogenkonsum, so diskutierten die Medien jetzt, ob der „Stinkefinger” nicht den genau am Premierenabend in der Nachbarstadt Stralsund weilenden amerikanischen Präsidenten brüskieren könnte.
Wäre die Show doch so genial und provokant wie ihr Bühnenbild! Andrea Heil und Ramesh Nair, beide gemeinsam sowohl für Regie als auch für Choreografie zuständig, belassen es leider dabei, die bekannte und im Jahr 2006 leicht altbacken wirkende Hippie-Story routiniert in Szene zu setzen. Das Inszenierungs-Doppel spart zwar an Aktualisierungen oder Neuinterpretationen, punktet aber mit pyrotechnischen Effekten und dem Einsatz von Vögeln. Wenn gleich zu Beginn der Show Friedenstauben in die Luft steigen, dann stellt sich beim Publikum zwar ein entspanntes Flower-Power-Feeling ein, berühren oder aufwühlen kann die Show allerdings nicht. Trotz einiger netter optischer Gags (in der ersten Drogenszene qualmt auch im Mund der Freiheitsstatue ein überdimensionaler Joint) wirkt die auf die Bühne gestellte Hippie-Truppe in ihren schrillen Kostümen (Eliseu Weide) mit dem zu wildem Armgeschwenke postulierten „Alle-haben-sich-lieb”-Gerede nur noch museal. Absoluter Tiefpunkt ist das Eindringen des spießigen Normalo-Ehepaars in die flippige Hippie-Welt. Der als Kontrapunkt gedachte Auftritt verkommt hier zu einem albernen Tunten-Klamauk.
Thomas Bloch-Bonhoff dirigiert auf der unteren Bühnenebene mit viel Elan und für das Publikum nachvollziehbarem Spaß seine unter der Spielfläche postierten Musiker. Dabei entlockt er ihnen einen satten und groovenden Sound, der nicht nur Hits wie „Aquarius” und „Let the Sunshine” imposant zum Klingen bringt. Aus dem in Tanz und Gesang durchweg guten Ensemble ragen Korbinian Arendt (Berger), Lutz Standop (Claude) und Nina Weiß (Sheila) mit überdurchschnittlich guten gesanglichen Leistungen heraus. Einzig Amanda Whitford, die als Dionne mit einer äußerst billig wirkenden Perücke auf dem Kopf schon rein optisch gestraft ist, enttäuscht mit dünner und brüchiger Soul-Stimme. Die Tänzerinnen und Tänzer vom BallettVorpommern fügen sich nahtlos in die Szenerie ein, so dass neben dem imposanten Bühnenbild vor allem die präzise ausgeführten Tanzszenen positiv in Erinnerung bleiben. Der Stinkefinger der Freiheitsstatue gilt somit nicht der Show, sondern illustriert allein deren politische Aussage.
Musik von Galt MacDermot
Buch und Gesangstexte von Gerome Ragni und James Rado
Deutsch von Frank Thannhäuser und Nico Rabenald
Mi, 12.07.2006 20:30 | Bühne am Museumshafen, Greifswald | Premiere |
Do, 13.07.2006 20:30 | Bühne am Museumshafen, Greifswald | |
Do, 20.07.2006 20:30 | Bühne am Museumshafen, Greifswald | |
▼ 11 weitere Termine einblenden (bis 20.08.2006) ▼ |
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Fr, 21.07.2006 20:30 | Bühne am Museumshafen, Greifswald | |
Fr, 28.07.2006 20:30 | Bühne am Museumshafen, Greifswald | |
Sa, 29.07.2006 20:30 | Bühne am Museumshafen, Greifswald | |
Do, 03.08.2006 20:30 | Bühne am Museumshafen, Greifswald | |
Fr, 04.08.2006 20:30 | Bühne am Museumshafen, Greifswald | |
Mi, 09.08.2006 20:30 | Bühne am Museumshafen, Greifswald | |
Do, 10.08.2006 20:30 | Bühne am Museumshafen, Greifswald | |
So, 13.08.2006 20:30 | Bühne am Museumshafen, Greifswald | |
Di, 15.08.2006 20:30 | Bühne am Museumshafen, Greifswald | |
Do, 17.08.2006 20:30 | Bühne am Museumshafen, Greifswald | |
So, 20.08.2006 20:30 | Bühne am Museumshafen, Greifswald | |
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