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Vorweihnachtlicher Balletzauber, der wie ein bunter Teller anmutet: manchmal zuckersüß, dann wieder hart und trocken.
Ein kleines Flugzeug gerät am Weihnachtsabend in einen Schneesturm, der Pilot und sein Passagier müssen ungewollt in einem Winterwald notlanden. Mit diesem bezeichnenden Bild startet die diesjährige Weihnachtsrevue – eine Produktion, die selbst nur haarscharf an einer veritablen Bruchlandung vorbeischrammt. Die wenig inspirierende Revue ist in erster Linie dem Autoren-Duo Thomas Münstermann und Roland Welke anzulasten, die sich ein krudes Handlungsgerüst ausgedacht haben: Die beiden unfreiwilligen Waldbesucher stoßen auf eine alte Villa, in der eine strenge Ballettlehrerin ihre Schüler drangsaliert. Auf eine ihrer Elevinnen – auf dem Programmzettel als „hässliches Entlein” vermerkt – hat sie es besonders abgesehen und verdonnert diese zu extra Probestunden. Als Belohnung darf sie dann auf der den Weihnachtsabend beschließenden Ballett-Gala der strahlende Mittelpunkt sein. Zum Finale entsteigt dem vom Fluggast erbauten Schneemann ein attraktives Schneefrauchen und die während der Vorstellung immer wieder über die Bühne schwebende Lichterkönigin mutiert zum Super-Weihnachtsbaum. Zu allem Unglück versagte am Premieren-Abend genau hier die Technik, so dass Sängerin Leigh Adoff nach einigen Schreckminuten per Leiter aus dem Bühnenhimmel gerettet werden musste.
Auch sonst steht die Produktion unter keinem guten Stern. Neben albernen Dialogen („Ich hab’ deine Handy-Nummer nicht” – „Macht nix, ich hab’ doch gar kein Handy”) nerven vor allem die penetrant in Reimform vorgetragenen Binsenweisheiten der Ballettmeisterin. Bei Passagen wie „Hört auf zu keuchen und zu hecheln. Ein Tänzer, der muss lächeln” oder „Verzichtet auf die Schokolade und auf die geile Kohlroulade” mag sich mancher Zuschauer fragen, nach wie vielen Bechern Glühwein diese Texte wohl entstanden sein mögen. Bei der Musikauswahl wildert Dramaturg Gerd Welkisch im gesamten Weihnachts-Repertoire und reiht Kirchenlieder („Das Jesulein singt, das Jesulein lacht”) an deutsche Volksweisen („Kommet ihr Hirten”), amerikanische Christmas-Klassiker („Frosty, the snowman”) und Pop-Songs („All I want for Christmas is you”). Ergänzt wird die Musikmixtur durch klassische Kompositionen (Bach, Tschaikowsky), Filmmusik („Kevin allein zu Haus”) und Musical. Allerdings dürfte sich Irvin Berlin im Grabe umdrehen, wenn er wüsste, wie übel seinem Hit „Alles, was du kannst, das kann ich viel besser” aus „Annie get your gun” hier zugerichtet wird: Zu den je nach Rhythmus umgetexteten, per Band eingespielten Gesangsstimmen tanzt das Ballett im klassischen Outfit Mambo, Can-Can, Walzer und darf sogar verrucht sein („alles was wir tanzen, das tanzen wir schärfer”).
Bei seiner Regiearbeit mag sich Intendant Thomas Münstermann nicht so recht für eine Marschrichtung entscheiden. Dementsprechend serviert er dem Publikum einen vorweihnachtlichen Mischmasch, der sich aus kitschig-süßlichen Elementen (Tierszenen im Winterwald), klassischen Versatzstücken (Ballett-Gala) und parodistischen Momenten (steppende Weihnachts- und Schneemänner; Schlittschuh-Einlage der beiden männlichen „Eisprinzessinnen”) zusammensetzt. Weshalb sich in die prächtige märchenhafte Szenerie (Ausstattung: Michael Scott/Heinz Hauser) jedoch ein Trupp Berliner Polizisten mit Schlagstöcken und aufblasbaren Elchgeweihen verirrt, wird wohl für immer das Geheimnis des Hausherrn bleiben. Dabei sind es genau diese uniformierten Herren (a-capella-Chöre „YeoMen & MuSix”), deren Gesang am nachhaltigsten beeindruckt. Daneben gehören die bereits genannte, koloraturgewandte Leigh Adoff (Lichterkönigin) sowie die mit viel Eifer beteiligten Mitglieder des Kinderensembles (Hasen, Käfer und Ballettgeister) zu den Pluspunkten dieser Produktion. Susann Malinowski-Märtens überzeugt als „hässliches Entlein” vor allem in ihrem großen Tanz-Solo unmittelbar nach der Pause, während Stefan Nagel (Pilot) mit einer grandiosen Stepp-Einlage und im peppigen Duett mit Sarah Schielke (Schneemann) punktet. Deutliche Höhenprobleme hat Bariton Gavin Taylor (Fluggast), dem auf Grund seines eindimensional-hölzernen Spiels dringend ein Schauspielkurs angeraten sei. Nachsitzen in Sachen Gesang muss Elke Rieckhof (Ballettmeisterin), ein „Urgestein des Friedrichstadtpalastes”, die für ihr Alter blendend aussieht, sich mit großer Eleganz im Tanz bewegt, jedoch mit ihrem monotonen Sprechgesang und quietschenden Spitzentönen enttäuscht. Auch das Ballett hat bei dieser Weihnachtsrevue nur die „Rute” verdient: Das Ensemble tanzt die fast durchweg einfallslosen Choreografien (Suzann Bolick, Danny Costello, Maik Darmboldt, Jan Linkens, Renate Neumann, Ralf Rossa) sehr nachlässig und rettet sich nur mit der zu Recht lautstark bejubelten Girl-Reihe, die in dieser Produktion aus 32 sexy Nikoläusen besteht.
Mit „Jingle Bells 2005″ bietet der Friedrichstadtpalast unbedarfte, vorweihnachtliche Unterhaltung, erreicht aber auf Grund von gravierenden Schwachpunkten in Buch, Inszenierung und bei einigen Darstellern nicht das Niveau, das man von Europas größtem Revue-Theater erwarten darf.
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KREATIVTEAM |
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Buch | Thomas Münstermann Roland Welke |
Texte | Edmund Gleede Thomas Münstermann Roland Welke Stefan Nagel |
Regie | Thomas Münstermann |
Musikdramaturgie | Gerd Welkisch |
Musikalische Leitung | Detlef Klemm Peter Christian Feigel |
Bühnenbild und Kostüme | Michael Scott (unter Verwendung eines Bildes von Heinz Hauser) |
Choreografie | Suzann Bolick Danny Costello Maik Damboldt Jan Linkens Renate Neumann Ralf Rossa |
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CAST (AKTUELL) |
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Ballettlehrerin | Elke Rieckhoff | |||
Lichterkönigin | Leigh Adoff | |||
Pilot | Stefan Nagel | |||
Fluggast | Gavin Taylor | |||
"hässliches Entlein" | Susann Malinowski-Märtens | |||
Schneemann | Sarah Schielke | |||
singende Polizisten | "YeoMen MuSix" | |||
Hasenfamilie, Käfer, Ballettgeister | Kinder des Kinderensembles | |||
Fliegenpilz | Paul Schünicke Teresa Wolf Nina Hildebrandt Lola Röpnack | |||
Ballett des Friedrichstadtpalastes | ||||
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Orchester des Friedrichstadtpalastes | ||||
Kinderchor "Canzonetta", Leitung | Jochen Wittur |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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TERMINE (HISTORY) |
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