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Ministerwechsel (2005)
Engelbrot, Berlin

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Ausgrabung aus Anlass des hundertsten Geburtstags des Komponisten Peter Kreuder. Gute Darsteller-Riege scheitert in einer pfiffigen Inszenierung an einem lahmen Buch und nur wenigen überzeugenden Songs.

„Ich wollt’, ich wär ein Huhn” als Wahlkampfhymne. Das Kompetenz-Team des „U. A. M.”-Spitzenkandidaten legt sich mit diesem Song von Peter Kreuder ordentlich ins Zeug, um im Publikum die ein oder andere Stimme für ihn zu erhaschen. Der große Vorteil des Wahlkampfes im Hansa Theater: Die Wähler können die Folgen ihrer Kreuzchen unmittelbar miterleben. Die „U. A. M.” bringt nämlich einen Minister zu Fall. Hierzu bedarf es bloß einer schallenden Ohrfeige, die ein Bürodiener seinem unter der Fuchtel der Mutter stehenden Chef verabreicht. Dabei wollte er den Jung-Minister, der sich zufälligerweise als sein leiblicher Sohn entpuppt, nur vor einer Affäre mit einer sächselnden Intrigantin bewahren. Dies allerdings auch aus Sympathie zu seiner Schwiegertochter, die ebenfalls unter der Minister-Mutter zu leiden hat. Dank des richtigen Parteibuchs macht der ehemalige Bürodiener später Karriere und darf hinter dem Ministerschreibtisch Platz nehmen. Zur Wiederherstellung der familiären Harmonie stellt er seinen Sohnemann als Chauffeur ein, verschafft der Schwiegertochter einen Posten als Redenschreiberin und lässt auch Muttern weiterhin als Beraterin im politischen Geschäft mitmischen. Aus Dankbarkeit stimmt das gesamte Ensemble zum Schluss den Evergreen „Ich brauche keine Millionen” an, der wie der Eingangssong zwar nicht in das als „Musicalette” bezeichnete Stück gehört, aber ein guter Rausschmeißer für das Publikum ist.

Regisseur Christian Alexander Schnell versucht nicht nur mit diesem Kunstgriff, dem äußerst schwachen Buch von Günther Schwenn und Erika Lanz Leben einzuhauchen. Schnell setzt in seiner Inszenierung auf Tempo und peppt die oft betuliche und vorhersehbare Handlung immer wieder mit optischer Gags auf. So wird im Ministerbüro selbstverständlich gegolft und die Intrigantin versucht, mit einem lasziven Tanz an einer Gogo-Stange den jeweiligen Kulturminister zu verführen. Besonders gelungen ist eine Szene zwischen Vater und Schwiegertochter, die als Parodie auf die Kahnfahrt aus dem „Phantom der Oper” angelegt ist: Der Kronleuchter im Zuschauerraum wird angeknipst und zu „Dich schickt ein Engel zu mir” schippern beide im wabernden Bühnennebel auf dem Minister-Sofa umher. Doch trotz dieser und weiterer Ideen zündet die Inszenierung nicht recht und weder die muntere Choreografie von Gesine Ringel noch die schicke schwarz-weiße Ausstattung von André Pressl (Bühnenbild) und Marion Paul (Kostüme) können die dünne Vorlage in einen Knüller verwandeln.

Verstärkt wird der negative Eindruck durch die angestaubt wirkende Musik von Peter Kreuder, die als Mischung aus Schlager und Operette nur nett dahinplätschert, oft sogar den Fortgang der Handlung blockiert. Da können die am linken Bühnenrand postierten Musiker Joachim Mayer-Ullmann und Elmar Röhl noch so engagiert in die Tasten hauen, von den Melodien austauschbare Songs mit dümmlichen Texten wie „Wunderbar, wunderbar. Endlich wird ein Wunder wahr” oder „Jede Frau ist Eva. Und Eva bin auch ich” sind überflüssig.

Zu bedauern ist das durchweg gute Ensemble, das für solch eine Produktion „verheizt” wird. Katja Brauneis ist für die ihr verordnete Mutter-Rolle schlichtweg zu jung. Sie wirkt neben Tillmann Schnieders als Milchbubi-Minister mehr wie seine ältere Schwester. Beide Protagonisten überzeugen jedoch in Spiel, Tanz und Gesang. Alex Friese als vom Bürodiener zum Minister aufsteigender Gabriel Faber und Tina-Nicole Kaiser als intrigante Caroline Chanel setzen ebenso Glanzlichter wie Donald Gollmann, dem man eine dankbarere Rolle gewünscht hätte.
„Ministerwechsel” war vom Hansa Theater eigentlich als Hommage an den Komponisten Peter Kreuder zu dessen hundertsten Geburtstag gedacht. Mit dieser gut gemeinten, aber letztendlich vorlagenbedingt lahmen Produktion hat die Leitung des Hauses weder ihm, noch dem Publikum einen Gefallen getan.

 
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KREATIVTEAM
Musikalische LeitungJoachim Mayer-Ullmann
RegieChristian Alexander Schnell
ChoreografieGesine Ringel
KostümMarion Paul
BühneAndré Pressl
 
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CAST (AKTUELL)
Robert MarinoTillmann Schnieders
Silvia MarinoKatja Brauneis
Gabriel FaberAlex Friese
Anette MarinoSaskia Huppert
Dr. Wurtz/Herr KramerThomas Linz
Caroline ChanelTina-Nicole Kaiser
Julius MarinoDonald Gollmann
AristidesVolker Briesemeister
LeoJens Ochmann
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Fr, 09.09.2005 20:00Engelbrot, BerlinPremiere
Sa, 10.09.2005 18:00Engelbrot, Berlin
So, 11.09.2005 16:00Engelbrot, Berlin
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