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In einer Inszenierung von Hartmut H. Forche kämpft sich das Regensburger Ensemble durch die dreistündige Musicalfassung des Geschichtsepos’ von Victor Hugo. Mit viel Herzblut wird die Lebensgeschichte des Jean Valjean zur Zeit der Aufstände in Frankreich um 1830 erzählt.
Nach dem Ende der Berliner Inszenierung der Stage Entertainment wurden die Aufführungsrechte für “Les Misérables” wieder für Stadttheater freigegeben. Dass die operngeschulten Ensembles dieser Theater das Stück glaubhaft auf die Bühne bringen können, beweist die Regensburger Inszenierung.
Besonders die Szenen wie “Das Lied des Volkes”, die Barrikaden, die Finale beider Akte und “Am Ende vom Tag” (das man sich jedoch hier noch eindringlicher gewünscht hätte) eignen sich hervorragend, Menschenmassen die Bühne bevölkern zu lassen. Sowohl Opernchor als auch Extra-Chor kommen hier zum Einsatz.
Zwei verstellbare, seitlich abfallende Wände mit einer Unzahl von Türen und Klappen bilden das Grundgerüst der Szenerie (Bühne: Konrad Kulke). In Szenenpausen und während Musiknummern im Zusammenspiel mit der Drehbühne verschoben, öffnen sie sich stets zu neuen Räumen, Häuserschluchten und Hintergrundbildern.
Szenischer Höhepunkt ist dabei die Barrikadenszene, wenn sich beide Wände geradlinig gegenüberstehen und der Zuschauer mitten in die Straßenkämpfe versetzt wird. Innovativ daran ist, dass während der Angriffe die Drehbühne den Blickwinkel verändert, so dass das Publikum sich plötzlich auf Seiten der Armee befindet und somit die Schlacht auch vom “gegnerischen” Schützengraben verfolgt. Zwar sind dann auch die Protagonisten im hinteren Teil der Bühne, doch gibt die Inszenierung auch dem General und den Angreifern ein Gesicht. Wenn dann die Soldaten die Häuserwand entlang schleichend beim Zurückdrehen der Bühne die Barrikaden erstürmen, wird eindeutig der szenische Höhepunkt erreicht.
Während an dieser Stelle die ständige Verwandlung der Bühne dem Spielfluss zugute kommt, geht das schön dargebotene “Ich hab’ geträumt” von Christina Knaus-Waldmann leider im Verschieben des Bühnenbildes total unter.
Das Lichtdesign ist ausgezeichnet. So ist es zum Beispiel bei “Morgen schon” möglich, trotz der Menschenmassen auf der Bühne jeden einzelnen Solisten zu verfolgen. Ein Prospekt an der Rückwand des Bühnenraums erzeugt mittels Beleuchtung und kleinen Sternenlämpchen jede Tageszeit.
Die Kostüme von Ellen Haub hätten stilechter ausfallen können. So verlassen die Arbeiterinnen in tadellosen Kleidern und Schürzen die Fabrik und auch die mehrere Tage an den Barrikaden verharrenden Studenten sehen aus wie frisch aus der Reinigung gekommen. Dieser klinische Eindruck wird durch die schroffen geradlinigen Wände noch verstärkt und auch vereinzelt eingesetzte teils stilechte Requisiten wie alte Tische und Stühle täuschen nicht darüber hinweg.
Was den Reiz der Inszenierung ausmacht, ist die Tatsache, dass nahezu die gesamten Hauptrollen vom hauseigenen Ensemble dargestellt werden. Besonders gelungen sind dabei die Interpretationen von Ilonka Vöckel als Eponine und Brent L. Damkier als Enjolras. Während Damkier das Ensemble mitreisst, ist Vöckel maßgeblich am musikalischen Highlight der Inszenierung, “Mein Herz ruft nach dir” (zusammen mit Gesche Geier als Cosette und Karsten Münster als Marius) beteiligt. Auch “Nur für mich”, allgemein schon ein sehr dankbares Lied, ist in ihrer Interpretation herzerweichend.
Als Jean Valjean ist Matthias Pagani engagiert worden. Mit seiner klaren Stimme bleibt Pagani durch “Bring ihn heim” in Erinnerung. Jedoch schafft er es nicht, sich in das ansonsten durchweg überzeugend spielende Ensemble zu integrieren. Da das Stück eine größere Zeitspanne im Leben Valjeans erzählt, hätte man außer der optischen Veränderung durch Maske und Kostüm vom Darsteller mehr erwartet.
Javerts Selbstmord und Valjeans Tod sind szenisch wenig gelungen: Martin-Jan Nijhof, der ansonsten eine solide Leistung als Javert ablegt, springt von einem Hubpodium, das dann langsam nach oben fährt, während er taumelnd die Bühne durch die Mitte verlässt. Valjean nimmt seinen Koffer und geht singend durch die Bühnenmitte an Fantine und Eponine vorbei ab. Während der Selbstmord nur lächerlich wirkt, scheint Valjean eher zu flüchten – wie in mehreren Szenen zuvor – als dass er den bereits Verstorbenen folgt.
Die Reaktionen der Zuschauer während des Stückes fielen mehrheitlich verhalten aus. Dies schien weniger an der Tatsache zu liegen, dass es ihnen nicht gefallen hätte, wie am Schlussapplaus zu spüren war. Vielmehr schien es nicht möglich zu sein, ein klares Konzept für Pausen nach Liedern und Rezitativen zu verwenden (Musikalische Leitung: Joseph Trafton). So entstanden viele peinliche Pausen, die teils zu lang und an den falschen Stellen waren und so das Publikum verwirrten.
Die Inszenierung in Regensburg ist sehenswert: Zu befürchten war, dass ein Stück, das nun wieder landauf, landab gespielt wird, schnell langweilig wird. Diesen Vorwurf braucht sich diese Inszenierung nicht machen zu lassen. Während der doch dreistündigen Vorstellung ist man gut unterhalten.
Und schließlich verweist auch ein Zitat von Victor Hugo (zu Beginn aus dem Off gesprochen) auf die Aktualität des Stoffes: “Solange soziales Elend in der bürgerlichen Welt geleugnet wird, solange eine Gesellschaft Elend, Obdachlosigkeit und Armut zulässt, solange eine Kirche Unbarmherzigkeit und die Hölle auf Erden duldet, solange Regierungen Krieg gestatten, in dem Menschen sich vernichten, solange – hat mein Buch Berechtigung.”
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KREATIVTEAM |
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Inszenierung | Hartmut H. Forche |
Bühne | Konrad Kulke |
Kostüme | Ellen Haub |
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CAST (AKTUELL) |
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Jean Valjean | Andrea Matthias Pagani |
Javert | Martin-Jan Nijhof |
Thenardier | Berthold Gronwald |
Marius | Karsten Münster |
Enjolras | Brent L. Damkier |
Fantine | Christiana Knaus-Waldmann |
Madame Thenardier | Ruth Müller |
Eponine | Ilonka Vöckel |
Cosette | Gesche Geier |
Studenten | Arpad Vulkan Christian Sollberger Norbert Leppin Harald Mück Franz Garlik Gabriel Mondragón Jürgen Fischer |
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TERMINE |
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keine aktuellen Termine |
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