Große Gefühle, anspruchsvolle Musik und starke Stimmen im beschaulichen Rahmen: Wolfgang Höltzel und Patricia Schwab präsentieren eine Reihe von Balladen, Duetten und Chansons aus der Feder von Stephen Sondheim.
“Marry Me A Little” ist eines der weniger bekannten Musicals aus der Feder von Altmeister Stephen Sondheim. Die Bezeichnung “Musical” ist dabei eigentlich irreführend, denn genau genommen ist das Zwei-Personen-Kammerstück vielmehr eine lose Zusammenstellung von Liedern, die thematisch zwar teilweise miteinander verbunden sind, aber dennoch keine Geschichte erzählen. Im Hinblick auf die Historie des Off-Broadway Stückes macht das Sinn, denn eigentlich war “Marry Me A Little” eine Revue aus einer Reihe von bis dato unveröffentlichten Sondheim-Songs. Man versucht nun diese durch eine kleine Rahmenhandlung – ein Mann und eine Frau, die im gleichen Wohnhaus leben und deren Gedanken und Träume oft in eine ähnliche Richtung gleißen, ohne dass sich die beiden jemals begegnen – zu verknüpfen; doch auch das kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass schlicht und einfach kein roter Faden vorhanden ist.
Sobald man sich als Zuschauer jedoch von der Vorstellung, hier eine ‘Handlung’ im eigentlichen Sinne des Wortes zu sehen, verabschiedet hat, kann man dennoch einen äußerst angenehmen, unterhaltsamen Abend verbringen, denn schnell stellt sich heraus, dass die tiefschürfenden, emotionalen Songs genug Ausdruckskraft haben, um auch auf sich gestellt zu wirken. Es geht in einer Mischung aus kraftvollen und leiseren Titeln – mal witzig, mal melancholisch – um Alltagssituation, um Liebe und Einsamkeit, um Sehnsüchte und Ängste.
Für Thomas Grandochs Inszenierung entschloss man sich, die Abfolge der Songs zu verändern, so dass auch das Gleichgewicht aus Duetten und Solonummern (anders als in der ursprünglichen Fassung) stimmt. Dennoch entsteht der Eindruck, dass sich die eingängigsten und ergreifendsten Nummern fast durchgehend im zweiten Akt sammeln. Angenehm fällt dagegen die deutsche Übersetzung von Frank Thannhäuser (mit einigen zusätzlichen Texten von Frank Loman) auf, die flüssig und poetisch und so gar nicht ‘übersetzt’ klingt.
Auf einer großen Bühne würde ein Stück wie “Heirat mich ein bisschen” sicherlich nicht funktionieren, aber der kleine, fast schon familiäre Rahmen des Hansa Theaters erweist sich als ideal: Die Besucher sitzen an kleinen Tischen im Halbkreis um ein Podest im Zuschauersaal, auf dem die beiden Protagonisten agieren, während der musikalische Leiter Joachim Mayer-Ullmann mit stimmungsvoller Klaviermusik nicht nur begleitet, sondern auch für Atmosphäre sorgt.
Den weiblichen Part des Stückes übernimmt Patricia Schwab, ihr Gegenpart ist Wolfgang Höltzel. Vor allem Höltzel kann auf der ganzen Linie überzeugen – sowohl stimmlich als auch was die emotional differenzierte Darbietung seiner Lieder betrifft. Mit “Dumme Menschen”, einer anspruchsvollen, typischen Sondheim-Nummer, die relativ leise beginnt und sich immer mehr steigert, läuft er im zweiten Teil des Abends zu Höchstform auf. Schwab mimt eine selbstständige, energiegeladene Frau, die im Grunde aber verletzbarer ist als sie sich gibt, und präsentiert ihre Songs mit kraftvoller Stimme – auch wenn ihr jazziges Timbre nicht immer wirklich passt. Mit dem Titelsong “Heirat mich ein bisschen” hat sie den eingängigsten Titel des Stückes und wohl den einzigen, den man auch Tage danach noch vor sich hersummt.
Sa, 28.05.2005 16:00 | Engelbrot, Berlin | Preview |
Sa, 28.05.2005 20:00 | Engelbrot, Berlin | Premiere |
So, 29.05.2005 16:00 | Engelbrot, Berlin | |
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Do, 02.06.2005 20:00 | Engelbrot, Berlin | |
Fr, 03.06.2005 20:00 | Engelbrot, Berlin | |
Do, 09.06.2005 20:00 | Engelbrot, Berlin | |
Fr, 10.06.2005 20:00 | Engelbrot, Berlin | |
Sa, 11.06.2005 16:00 | Engelbrot, Berlin | |
So, 12.06.2005 16:00 | Engelbrot, Berlin | |
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