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Die Geschichte von der unmöglichen Liebe zwischen einem Berliner Jungen und einem adligen Fräulein in einer modernen, farbenfrohen Neufassung, untermalt von bekannten Kollo-Melodien wie “Unter’n Linden, unter’n Linden” oder “Die Männer sind alle Verbrecher”. – Eine Hommage an Berlin, mitten im Herzen Berlins.
Wer immer schon einmal wissen wollte, warum Frauen grundsätzlich im „Rudel” eine Toilette aufsuchen, der erhält jetzt endlich im Berliner Schlossparktheater eine Antwort: sie ziehen über Männer her! Dass sie dabei den Gassenhauer „Die Männer sind alle Verbrecher” zum Besten geben und einen dieser Übeltäter mit den Utensilien des stillen Örtchens malträtieren, ist nur eine der vielen Ideen, mit denen Hausherr und Regisseur Andreas Gergen den Nachfolger von „Pinkelstadt” präsentiert. Und da es sich bei „Wie einst im Mai” um eine Operette handelt, darf die Kloschüssel dieses Mal schon gülden erstrahlen!
Auch in ihrer neuen Produktion beleuchtet die unter dem Patronat der „Stage Holding” stehende Bühne wieder der Konflikt zwischen Arm und Reich, dem Adel und der Arbeiterklasse: Im Berlin der 1850er Jahre liebt der patente Werkmeister Fritz Jüterbog Ottilie, den weiblichen Spross einer Adels-Mischpoke voller Standesdünkel. So verwundert es kaum, dass beide, wie die berühmten Königskinder, nicht zueinander finden dürfen. Fritze wandert deshalb in die Neue Welt aus, seine Otti wird zwischenzeitlich aus wirtschaftlichen Gründen mit ihrem Cousin, dem Lebemann Cicero von Henkeshoven verheiratet. Trotzdem kommt es natürlich zum unvermeidlichen Happyend – wenn auch durch einen dramaturgischen Kunstgriff aus der Rahmenhandlung: viele Jahre später können sich die Nachfahren der beiden Protagonisten, der nun adelige Fred von Jüterbog und die einfache Tilly (nein, nicht Lieschen!) Müller in einem Filmstudio in die Arme schließen.
Dieses etwas dürre Handlungsgerüst und die Gattungsbezeichnung „Operette” werfen die berechtigte Frage auf, ob ein solches Stück heute noch gespielt werden sollte. Nach dem Besuch der Aufführung kann man diese Frage ganz eindeutig mit „ja” beantworten, denn „Wie einst im Mai” wurde erfolgreich einer Frischzellen-Kur unterzogen. Christian Struppeck und Andreas Gergen stützen sich dabei weitgehend auf die von Willi Kollo im Jahre 1943 geschaffene Überarbeitung des damals immerhin schon dreißig Jahre alten Klassikers aus der Feder seines Vaters Walter Kollo. Für die aktuelle Neufassung strich das Autoren-Duo einzelne, für den Fortgang der Geschichte nicht unbedingt erforderliche Figuren und rückte den Schluss näher an die Gegenwart heran. So dürfte der Song „In der U-Bahn” ursprünglich einen ganz anderen Text gehabt haben. Als Schwachpunkt erweisen sich allerdings die im Original sicherlich mit Chor und Ballett bevölkerten „Massenszenen” im Bahnhof und auf dem Ball: zehn Personen auf der Bühne des Schlossparktheaters wirkten da etwas dürftig.
Der Löwenanteil der Verjüngungskur stammt jedoch vom musikalischen Arrangeur Steven Gross. Er reduzierte das ursprünglich große Orchester auf vier Musiker. Unter der Leitung von Andreas Peschel bringen sie an zwei Keyboards sowie mit diversen Blas- und Schlaginstrumenten viele als Schlager unserer Großeltern bekannte Songs zu Gehör. Neben dem eingangs zitierten Schmählied auf die Männerwelt zum Beispiel „Unter’n Linden, unter’n Linden” und „Das war in Schöneberg im Monat Mai”. Da jazzt und swing es manchmal, aber auch leisere, feine Töne dringen in den Gehörgang vor. Auf jeden Fall kann das überarbeitete Kollo-Werk seine Verwandtschaft mit Klassikern wie „My fair lady” oder „Kiss me Kate” nicht verleugnen.
Wie wichtig die Musik ist, unterstreicht Bühnenbildner Christoph Weyers. Er platziert die Musiker ebenerdig im Zentrum des Geschehens und zaubert mittels Drehbühne, herunter gelassenen oder herein fahrenden Versatzstücken sowie aufklappbaren Wänden aus einem auf den ersten Blick tristen Bühnenraum rasch eine fröhlich-bunte Welt. Die geschmackvollen und oft für kleine Überraschungen sorgenden Kostüme von Regina Schill illustrieren die jeweilige Epoche, in der die Handlung angesiedelt ist, während Günter Schoberth, die Personen im Laufe des Abends ganz schön alt aussehen lässt: danke Schminke und Perücke wird ein Lebemann ratzfatz zum Tattergreis im Rollstuhl und die noch vor einer Stunde taufrische Ottilie ergraut zusehends. Ob es allerdings Zufall ist, dass der alte Major von Henkeshofen optisch stark an René, den singenden Enkel beziehungsweise Sohn der bereits genannten Kollos, erinnert, wird wohl das Geheimnis des Maskenbildners bleiben.
Wesentlichen Anteil am Erfolg des Aufführung hat Andreas Gergen. Er streut in seine fantasievolle Regiearbeit wie aus einem Füllhorn immer wieder kleine, aber wirkungsvolle Ideen ein. Wenn beispielsweise Fritz die Heimat in Richtung Amerika verlässt, dann schippert ihn das Sofa, das gerade noch im Salon seiner Angebetenen stand, über den Ozean. Selbst die Unsitte, das Publikum von der Bühne aus zum Mitsingen zu animieren , gestaltet der Regisseur mit einem verschmitzten Augenzwinkern. Die Inszenierung besticht durch Tempo und Witz, Gergen lässt aber auch immer wieder Platz für die leiseren Momente. Besonders einfühlsam gelingt ihm das Wiedersehen von Ottilie und Fritz an dessen 70. Geburtstag: eng umschlungen tanzen die beiden rührigen Alten schließlich zu „Das war in Schöneberg…” in den Lebensabend hinein.
Dass die mit Fingerspitzengefühl zusammengestellte Cast sichtlich Spaß an dieser Inszenierung hat, überträgt sich von Anfang an in den Zuschauerraum. Dabei schneidet die Damen-Riege unterm Strich besser ab, als ihre männlichen Kollegen. Allen voran glänzt Vasiliki Roussis (Ottilie von Henkeshofen). Egal, ob als Teenager, unglücklich verheiratete Dame der Gesellschaft oder Seniorin: die junge Darstellerin überzeugt in Spiel und mit Stimme. Dagmar Biener poltert derweil als komisch-walkürenhafte Mechthilde von Kiefernspeck durch die Szenerie, während Georgina Chakos ihre Auftritte unter anderem als schrill-berechnende Angostura in Gesang und Spiel voll auskostet. Komplettiert wird das Damen-Quartett durch Marta Helmin, die in mehreren kleinen Rollen bleibende Akzente setzt.
Den schönsten Auftritt des Abends hat jedoch Jens Jahnke. Er brilliert als Film-Tenor vor einem Papp-Brandenburger Tor und nimmt dabei seinen ganzen Berufsstand ganz herrlich auf den Arm. Auch als flatterhafter und windiger Cicero von Henkeshofen kann er nicht nur stimmlich überzeugen. Jahnke tanzt in einer Szene den ansonsten tadellosen Tobias Bonn (Stanislaus von Methusalem) glatt an die Wand: der kann nämlich leider nicht steppen – und probiert es zum Glück auch nicht. Gut in Form und mit beachtlicher Stimme präsentiert sich Matthias Freihof als Fritz Jüterbog. Auch wenn er in den ersten Szenen neben seiner Partnerin etwas ältlich wirkt, im Laufe des Abends und mit zunehmenden Alter seiner Figur vergisst man das jedoch und erfreut sich an seiner rollendeckenden Leistung und angenehmen Gesang. Andreas Mannkopff und Horst Schultheis präsentieren ihre Charaktere (Major von Henkeshofen beziehungsweise Justizrat Pergamenter) als kleine Kabinettstückchen, während Michael Chadim in seinen diversen Rollenportraits leider etwas farblos über die Rampe kommt.
Alles in allem bietet „Wie einst im Mai” lockere und leichte Unterhaltungskost. Die Aufführung wirkt wie eine spritzige Mai-Bowle. Nach dem ersten, erfrischenden Schluck lechzt man nach mehr und genießt einen berauschten und unbeschwerten Abend. Einziger, elementarer Unterschied: Am nächsten Morgen hat man keinen dicken Kopf!
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KREATIVTEAM |
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Text und Musik | Walter Kollo Willi Kollo |
Regie | Andreas Gergen |
Musikalische Leitung | Steven Gross |
Choreographie | Melissa King |
Bühnenbild | Christoph Weyers |
Kostüme | Regina Schill |
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CAST (AKTUELL) |
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Major von Henkeshofen | Andreas Mannkopff |
Ottilie von Henkeshofen | Vasiliki Roussi Katharine Mehrling |
Fritz Jüterbog | Matthias Freihof Andreas Gergen |
Stanislaus von Methusalem | Tobias Bonn Jens Janke |
Cicero von Henkeshofen | Jens Janke Frank Brunet |
Mechthilde von Kiefernspeck | Dagmar Biener |
Justizrat Pergamenter | Horst Schultheiss Uwe Dreves |
Juliette | Marta Helmin |
Angostura | Georgina Chakos |
Harry | Michael Chadim |
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TERMINE |
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