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Jesus Christ Superstar (2004)
Theater des Westens, Berlin

Unter der Leitung von Bernd Steixner, musikalischer Leiter bei “Les Misérables”, entstand in sechs Monaten eine konzertante Version des Klassikers. Jesper Tydén singt den Jesus, Alex Melcher seinen Widerpart Judas. Ann Christin Elverum ist als Maria Magdalena zu hören. Unterstützung kommt von lokalen Chören.

Andrew Lloyd Webbers Rockmusical als konzertante Fassung? Das sieht man nicht alle Tage. Und schon gar nicht in einer solch vielversprechenden Besetzung. Bernd Steixner brauchte seine Kollegen nicht lange überreden – alle sagten aus Leidenschaft zum Stück zu. Neben der aus “LesMis”-Musikern zusammen gestellten Rockband und den Schülern der Joop van den Ende Academy standen 9 Protagonisten auf der nur mäßig erleuchteten Bühne in der Neuen Flora Hamburg (15.11.04) und erzählten (in englischer Sprache) von den letzten Tagen Jesus’ auf Erden.

Ganz stark und überzeugend gab Alex Melcher den Judas in all seinen Leidensfacetten. Wer glaubt, dass “konzertant” hinter einem Mikro stehend und nicht agierend bedeutend, sollte sich Melchers energiegeladene Interpretation ansehen…
Jesper Tydén betonte die starke, kämpferische Seite von Jesus sehr gut, jedoch ging die weiche, verletzliche Seite dadurch etwas unter.
Schlichtweg grandios waren Michael Kelley als Simon und Alex Lycke als Pilatus. Perrin M. Allen erntete für seinen rockig-tuntigen König Herodes massenhaft Szenenapplaus.
Ann Christin Elverum wurde ein Opfer der an diesem Abend eher mäßigen (phasenweise nicht existenten) Tontechnik: Ein nicht einwandfrei funktionierendes Mikro und die viel zu laute Band im Hintergrund schienen die Norwegerin so stark einzuschüchtern, dass sie nicht mehr als eine solide Leistung ablieferte, die aber die Herzen der Zuschauer nicht wirklich erreichte.

Zusammenfassend kann man sagen, dass hier von künstlerischer Seite großartige Arbeit abgeliefert wird. Zu bemängeln ist jedodch, dass von Seiten der Stage Holding nicht mehr getan wurde, diese Eigeninitiative zu unterstützen. Denn ein Großplakat in jedem Theaterfoyer reicht wohl kaum, um ein solch ehrgeiziges Projekt gebührend zu bewerben.
(Text: Michaela Flint)

Grundsolide präsentierte sich „Jesus in Concert” im Lichtdesign von „Aida” im Essener Colosseum Theater (22.11.04). Dass die stimmungsvollen Lichteffekte von „Aida” genutzt wurden, kann man nur begrüßen, denn so kam auch etwas visueller Schwung in die konzertante Version.
Zur engagiert aufspielenden Band gaben die Darsteller mehr oder weniger ihr Bestes. Während vor allem Alex Melcher als Judas das Haus rockte, überzeugte Jesper Tydén als Jesus mit seiner Präsenz und seiner warmen und wohlklingenden Stimme in den tieferen Passagen. In den Höhen hatte er leider leicht hörbare Probleme. Ann Christin Elverum gab die Maria Magdalena mit schöner Stimme, aber mit relativ wenigen Emotionen.
Herausragend waren dann letztendlich die Nebenrollen, allen voran Perrin M. Allen als König Herodes, der geradewegs aus Boy Georges „Taboo” angereist zu sein schien und Michael Kelley als Simon, der mit großartiger Stimme und dem aktiven Einbeziehen des Publikums begeisterte.
Unterstützt wurde die Darstellerriege vom Remscheider Musical Choir, der mit viel Engagement und Kopfgewackel dabei war, doch manchmal etwas langsam in Schwung kam.
Die Tonabmischung war durchschnittlich, ab und an konnte man nur vermuten ob und wer jetzt singt, weil kaum etwas zu hören war. Auch die leichten musikalischen Bearbeitungen des Stoffes waren eher störend und führten zu einigen Lachern im Publikum.
Ein Konzertereignis was durch das Engagement der Teilnehmenden auf der Bühne überzeugte. „Jesus in Concert” kann man gesehen haben, muss man aber nicht.
(Text: Maik Frömmrich)

Auch bei der Abschlussveranstaltung im Theater des Westens in Berlin bestätigte sich, was sich schon in den beiden vorherigen Konzerten abgezeichnet hatte: Alex Melcher als Judas war der unumstrittene Star des Abends. Mit starker Bühnenpräsenz, enormer Stimme und nuanciertem Spiel stahl Melcher seinen Co-Stars die Show. Hauptdarsteller Jesper Tydén gab einen soliden Jesus ab, legte aber weder stimmlich noch von der Rolleninterpretation her die Souveränität an den Tage, die man sonst von ihm gewohnt ist und blieb damit hinter den Erwartungen zurück. Ann Christin Elverum sang mit kraftvoller, fast schon kämpferischer Stimme, ließ aber leisere, gefühlvolle Passagen komplett vermissen.
In den Nebenrollen überzeugte vor allem Seth Lerner, der den Annas herrlich verschlagen und bösartig gab. Simon-Darsteller Michael Kelley und Perrin M. Allen als Herod etablierten sich abermals zu Stimmungsmachern und Publikumslieblingen, und Veit Schäfermeier bewies, dass man auch aus einer so kleinen Rolle wie der des Peter ein Highlight machen kann.
Ganze Arbeit leistete ebenfalls die Band, der es anzuhören war, dass das Unternehmen keine reine Pflichtübung darstellte, sondern vor allem Spaß machte. Als durchaus gelungen erwies sich auch Bernd Steixners mutige Entscheidung, die ursprünglichen Webber-Arrangements streckenweise zu bearbeiten und zu variieren. Außerdem band man den in den meisten JCS Produktionen gestrichenen Song “Then We Are Decided” mit in die Liederfolge ein, und gab damit nicht nur Tom Tucker (Caiaphas) und Seth Lerner mehr Gelegenheit, ihr Talent unter Beweis zu stellen, sondern brachte auch mehr Tiefgang in die Beweggründe der Hohepriester im abgekarteten Spiel um die Beseitigung Jesus’.
Der Schwachpunkt des Konzerts war auch im normalerweise akustisch großartigen Theater des Westens der Ton. Ein paar mehr Mikrophone auf der Bühne hätten unter Umständen schon Wunder bewirkt.
Den kleinen Schwächen zum Trotz – was Bernd Steixner da quasi im Alleingang auf die Beine gestellt hat, war hervorragend durchkonzipiert und im Großen und Ganzen beachtlich.
(Text: Claudia Leonhardt)

 
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TERMINE (HISTORY)
Mo, 15.11.2004 20:00Neue Flora, HamburgPremiere
Mo, 22.11.2004 20:00Colosseum, Essen
Mo, 29.11.2004 20:00Theater des Westens, Berlin
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