Ein diviger Regisseur bringt zwölf aus- (und ein-)gebildete Opernsänger dazu, für eine Musicalproduktion vorzusingen. Ein schräger Spaß mit Songs von Jekyll bis Jesus Christ und vielen hervorragenden Ideen – aber auch mit musikalischen und inhaltlichen Schwächen.
Haben Sie bemerkt, dass Javerts “Sterne”, interpretiert vom türkischen Ministerpräsidenten, als gesungener EU-Aufnahmeantrag durchgehen würde? Und geahnt, dass die Wundmale des Jesus auch von einem zerbrochenen Sektglas stammen könnten? Und versucht, “Mozart, Mozart” phantomimisch simultanzudolmetschen (meine Lieblingsstelle: “wie krank die Erde ist”)? Es sind irre Einfälle wie diese, die den “Opera goes Musical”-Abend in der Kölner Oper zu einem Erlebnis machen. Allein die “This is the moment”-Parodie (inklusive imitiertem Bühnenbild) ist die 15 Euro Eintrittsgeld wert.
Trotzdem geht das Konzept nicht auf. Denn anstatt einfach eine liebevoll gemachte Musical-Parodie abzuliefern, hat Autor Christian von Götz auch eine Mission: Dem Publikum klar zu machen, “in der Oper seid ihr richtig, denn Musical-Musik ist doof”. In einer langatmigen, wenig originellen Szene entscheiden sich die Sänger am Ende darum gegen das Musical-Engagement (“da fehlt einfach richtige Musik”) und jagen den Regisseur davon. Vorher haben sie bereits eine Mikrofon-Anlage zerschmettert, die ja nur etwas für Musical-Sänger ist (“denn deren Stimmen sind… anders… irgendwie weniger Stimme”). Und das ist peinlich: Denn gerade “Blind date” zeigt, wie nötig auch die Opernsänger eine Stimmverstärkung hätten, wenn sie in einem großen Haus Musicalsongs singen. Texte versteht man nur schwer, mancher Song klingt eher piepsig und die (teilweise sehr originell instrumentierte) Band ist zwangsläufig viel zu leise. Es mag stimmen, dass die meisten Musical-Darsteller keine Opern singen können. Aber “Blind date” beweist auch, dass hervorragende Opernsänger allenfalls mittelmäßige Musical-Interpreten sind.
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