“Hinab, hinab, hinab. Wollte das denn nie ein Ende nehmen?” Mit einem Sturz ins Dunkle beginnt Alice’ Odyssee durch eine Welt voller skurriler Wesen und absurder Vorschriften.
Alle Naturgesetze sind hier außer Kraft gesetzt, die gesellschaftlichen Umgangsformen ins Lächerlich-Boshafte verzerrt. Der Logik des Traums gemäß lernt Alice, ihre Körpergröße den fließenden Konturen des Wunderlands anzupassen. Die Lebewesen, denen Alice begegnet, werden – jedes auf seine Weise – von einer befremdlichen Unruhe getrieben. Grotesken Regeln folgend, die sie selbst nicht durchschauen, jagen sie durch ihr Leben, andere mitjagend, oder verharren wie in einer Zeitblase gefangen: Komisch unglückliche oder besinnungslos glückliche Figuren eines mechanischen Spiels. Genau besehen, sind es die Regeln selbst, die hier verrückt spielen. Alice dagegen, ein Mädchen von gesundem, gutbürgerlich gefestigten Menschenverstand, weiß Überraschungen zu akzeptieren, setzt sich aber gegen Zumutungen mit wachsendem Selbstbewusstsein zur Wehr. Letztlich bleibt sie unberührbar.
Carrolls sehr erwachsenes Kinderbuch ist ein Zerrspiegel der Realität. In seiner märchenhaften Geschichte verbirgt sich überall die Frage nach der Erkennbarkeit dessen, was die Welt antreibt, und nach der eigenen Rolle dabei. Sind die Treiber etwa auch nur Getriebene? Hat dieses Wissen etwas Befreiendes? Wenn man so fragt, verhält sich “Alice” zu “König Ödipus” wie das Satyrspiel zur Tragödie.
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Mit | Karin Kettling Anna Polke Linda Riebau Jan Kämmerer Antonio Lallo Frank Wickermann Klaus Zwick |
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