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Nach fast zweijähriger Laufzeit in Essen ist das Musical aus der Feder von Elton John und Tim Rice, frei nach der Verdi-Oper, in leicht modifizierter Form auf Tournee. Die Titelrolle gibt Ana-Milva Gomes, die sich als Essener Zweitbesetzung viele Fans erspielt hat; an ihrer Seite gibt seit November ’06 Mark Seibert den Radames. – Das Ergebnis kann sich sehen lassen.

Elton Johns Musicaladaption des klassischen Aida-Stoffes ist sowohl musikalisch als auch optisch hervorragend durchkonzipiert – eingängige Melodien, gefühlvolle Balladen und dynamische Up-Tempo-Nummern, beeindruckende Tanzszenen und ein stimmungsvolles Bühnenbild mit großartigen Lichteffekten umranken die tragische Liebesgeschichte. Vielleicht gerade aufgrund seiner starken emotionalen Tragkraft ist es aber auch ein Stück, das in einem größeren Maße als die meisten anderen Musicals mit den drei Hauptdarstellern steht und fällt. Mit einer schwachen Cast bleibt vom Zauber von “Aida” kaum mehr übrig als nette Songs und bunte Farben. Kann die Besetzung aber überzeugen und stimmt die Chemie zwischen den Protagonisten, dann wird das Stück zu einem Gesamtkunstwerk – wie die Tourneeproduktion auf ihrer ersten Station im Deutschen Theater München beweist.
Von ihrer ersten Szene an beherrscht Hauptdarstellerin Ana Milva Gomes, die von der Zweitbesetzung in der Essener Produktion zu Recht zur Erstbesetzung aufgestiegen ist, mit viel Präsenz und einer kraftvollen, aber dennoch angenehm weichen Stimme die Bühne. Man nimmt ihr die Rolle der verschleppten Prinzessin, die zwischen Liebe und Pflichtbewusstsein hin und her gerissen ist, zu jedem Zeitpunkt des Stück ab und – was vielleicht noch wichtiger ist – kann ihre Beweggründe und ihren inneren Kampf nachvollziehen.
Gleiches gilt für Bernhard Forcher, der bei seiner Darstellung des Radames den Schwerpunkt auf die Charakterentwicklung legt und sich als ägyptischen Heerführer vom arroganten Eroberer Schritt für Schritt glaubhaft zum selbstlosen Helden wandelt. Glaubhaft ist auch sein Zusammenspiel mit Gomes: wenn Radames und Aida aufeinander treffen, liegt ein Knistern in der Luft.
Auch die Dritte im Bunde, Amneris-Darstellerin Silke Braas, fügt sich wunderbar ein. Amneris’ aufkeimende Freundschaft zu Aida wirkt ebenso überzeugend wie ihre schwärmerische Liebe zu Radames, die einen deutlichen Kontrast zu den tiefen, Grenzen überwindenden Gefühlen zwischen Aida und Radames darstellt. Bei “Sinn für Stil” beweist Brass komisches Talent und beeindruckendes Stimmvolumen. Doch egal ob als zickiges Modepüppchen oder im zweiten Akt als tragische Betrogene in der Dreiecksbeziehung der Hauptfiguren: Braas gelingt es, aus Amneris stets eine Sympathieträgerin zu machen. Das Stück gewinnt dadurch, denn das Verhältnis zwischen den drei Protagonisten ist angenehm ausgewogen.
Wie schon in Essen übernimmt der Däne Kristian Vetter als Zoser die Rolle des klassischen Bösewichts. Eine dankbare Rolle – zwar im Gegensatz zu den Hauptcharakteren ohne Tiefgang, dafür aber mit kraftvollen, rockigen Songs, die Vetter stimmstark und mit deutlich weniger Akzent als in Essen darbietet. Auch inhaltlich hat man versucht, die Rolle auszubauen. Am Broadway, in den Niederlanden und auch in der Essener Produktion war Zoser schlicht und einfach Radames’ Vater. Für die Tourproduktion wurde eine etwas abstruse Hintergrundgeschichte hinzugefügt, bei der zunächst erklärt wird, dass Zoser Radames als 11-Jährigen aus einem Hurenhaus geholt und bei sich aufgenommen hat. Erst im zweiten Akt offenbart Zoser seinem Ziehsohn, dass Radames’ Mutter Zosers Geliebte war, er sich aber aufgrund des Standesunterschieds nicht zu ihr bekannt hat. Im Endeffekt ist alles beim Alten: Radames ist Zosers Sohn – doch die neue Version erklärt vielleicht etwas deutlicher, warum sich Radames von seinem Vater abwendet.
Was das Bühnenbild betrifft, hat man ebenfalls einiges geringfügig modifiziert und an die kleinere Bühne des Deutschen Theaters angepasst. So mussten etwa das riesige Auge an der Rückwand der Bühne und Amneris’ Swimming Pool weichen. Zum Nachteil gereicht das dem Stück nicht, im Gegenteil: der Verzicht auf einige optische Spielereien erweist sich als vorteilhaft, Handlung sowie emotionale Dynamik rücken mehr in den Vordergrund.
Sprich: “Aida” in München ist so, wie man sich Musical wünscht: große Gefühle, und ein Fest für Augen und Ohren. Mit einer kleinen Einschränkung, denn die Tontechnik meint es offenbar zu gut mit dem Orchester und sorgt dafür, dass von den Instrumenten vor allem bei den schnelleren, kraftvollen Passagen mehr zu hören ist als vom Gesang der Darsteller. Ein kleiner Wehrmutstropfen in der ansonsten hervorragenden Produktion.

Nachtrag zum Tourneestandort Berlin:
Bei der Pressepremiere in Berlin hatte man den Einruck, dass das Ensemble die großen Gefühle und das intensive Spiel, auf das man schon beim Tourstart in München gesetzte hatte, noch zu toppen versuchte. Ana-Milva Gomes geht in der Titelrolle voll und ganz auf und verkörpert Aidas Seelenqualen glaubhaft. Das Publikum dankte es ihr mit minutenlangem Szenenapplaus nach ihrer stimmstarken Leistung beim “Manteltanz”. Dass sie die Töne dabei ab und an nicht mehr ganz klar singt, sondern zu stark ‘versoult’, lässt sich verzeihen, auch wenn es nicht immer besonders schön klingt.
Von Bettina Mönch als Amneris wünscht man sich dagegen manchmal eine etwas subtilere Darstellung. Sie legt den Charakter zu Beginn des Stücks zu stark als oberflächliches Blondchen an, um ihre Wandlung zur starken Herrscherin glaubhaft zu machen. Stimmlich meistert sie die Rolle mühelos – ebenso wie Alexander Bellinkx als Zoser, der den einzigen Bösewicht der tragischen Liebesgeschichte mit gewaltiger und zur Darstellung passend harter Stimme gibt.
Bühnenbild und Choreographie der Tourproduktion fügen sich auch auf der Bühne im Theater des Westens gut ein – und dank der guten Akustik des Saals stimmt hier, anders als in München, letztendlich auch das Lautstärkeverhältnis von Orchester (musikalische Leitung: Hannes Schauz) und Gesang. (cl)

Nachtrag zur Premiere von Mark Seibert:
Kurz bevor die Spielzeit im Theater des Westens zu Ende geht, wartet die Produktion noch einmal mit einem Besetzungswechsel der männlichen Hauptrolle auf: anstelle von Bernhard Forcher muss sich fortan nun Mark Seibert als Heerführer Radames zwischen Liebe und Vaterland entscheiden.
Der Frankfurter, der zuletzt bei “Romeo & Julia” in Wien als Tybalt auf der Bühne stand, bringt eine rockige Stimme mit und sammelt vor allem schauspielerisch durch seine intensive, differenzierte Rollenauslegung Pluspunkte. Bei “Wer viel wagt, der gewinnt” zu Beginn des Stückes legt er soviel Arroganz an den Tag, dass es geradezu erstaunt, wie glaubhaft Seibert die Wandlung seines Charakters zum selbstlosen, gefühlvollen Liebhaber darzustellen vermag. Seinen Biss behält er sich dennoch, wie sich spätestens in der Konfrontation zwischen Radames und Zoser (Kristian Vetter) im zweiten Akt zeigt, bei der Seibert mit harter Stimme und aggressiver Gestik Radames zum klar Überlegenen des Schlagabtauschs macht.
Auch das spannungsgeladene Zusammenspiel mit Ana Milva Gomes’ Aida lässt die Funken nur so sprühen – sei es bei den Auseinandersetzungen oder in den Liebesszenen. Doch trotz des gefühlsmäßigen Auf und Abs in der Beziehung zwischen der nubischen Prinzessin und dem ägyptischen Hauptmann herrscht stimmlich stets Harmonie zwischen den Hauptdarstellern.
Ebenfalls Premiere feierte Ronald Mkwanaz in der Rolle von Aidas Vater Amonasro. Zugegeben – die Rolle gibt aufgrund ihrer wenigen Bühnenszenen und fehlenden Singpassagen nicht besonders viel her. Mkwanaz gelingt es trotz seiner eindringlichen Spielweise leider nicht, Sympathie für den nubischen König aufzubauen und seine Forderung nach einem Bruch zwischen Aida und Radames emotional verständlich zu machen. (cl)

 
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CAST (AKTUELL)
AidaAna Milva Gomes
Dominique Aref,
(Zodwa Selele
Patricia Meeden)

RadamesBernhard Forcher
Mark Seibert
Armin Kahl,
(Chris Apitius)
AmnerisBettina Mönch
Silke Braas-Wolter,
(Dominique Aref)
ZoserKristian Vetter,
(Armin Kahl
Alexander Bellinkx)

MerebMarlon David Henry,
(Sanny James Rouminper
Rey Rodriguez)

AmonasroDaniel White
Ronald Mkwanaz,
(Valentino McKinney
Rey Rodriguez)

PharaoLutz Ulrich Flöth,
(Alexander Bellinkx)
EnsembleAlexander Bellinkx
Ava Brennan
Aessandro Coccocia
Julieta Anahi Frias
Simon L. Hardwick
Robert Johansson
Sia Kiwa
Valentino McKinney
Sanny James Rouminper
Zodwa K. M. Selele
András Simonffy
Rachel Madonna Waters
Chris Apitius
Marc Bollmeyer
Belinda Jean Edwards
Melissa Hunte
Samantha Klots
Patricia Meeden
Rey Rodriguez
Aaron Schurgin
 
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TERMINE
keine aktuellen Termine
 
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TERMINE (HISTORY)
Di, 03.02.2004 20:00Colosseum, Essen
Mi, 04.02.2004 18:30Colosseum, Essen
Do, 05.02.2004 20:00Colosseum, Essen
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