Sommer der Liebe (2004)
Theater, Koblenz

Das Wirtschaftswunder der 50er und frühen 60er Jahre hat ein wohlgenährtes (Westdeutsch-)Land hervorgebracht. Aber unterschwellig brodelt es, und es ist abzusehen, daß der hausgemachte Mix aus Verdrängung der deutschen Vergangenheit und Konsumterror bald überkochen wird.

Und mitten drin in der APO-Zeit steht die Familie Krautkrämer: Renate, Egon und ihr Töchterchen Heidemarie. Was ist aus ihnen geworden, nachdem sie das Traumschiff MS Calamari verlassen haben? Setzt Egon immer noch auf so „zukunftsträchtige” Branchen wie Olympia-Schreibmaschinen? Nein! Er ist nicht einmal mehr Vertreter, sondern hat sich seßhaft gemacht: Die Familie Krautkrämer lebt und arbeitet auf einem Campingplatz am schönen Rhein. Für Unruhe sorgt dabei nicht nur Heidemaries hochgeschätzter Gatte Rudolf Petry. Auch die Camper – Dauergäste wie Durchreisende – tragen ihren Teil zu den Verwirrungen bei. Last but not least ist da noch der Dauercamper
Pete, der als ehemaliger Chef von „Hoch- und Tiefbau Kassel” ein Mann von Welt ist und so zu allen gesellschaftlichen Fragen seine Meinung beisteuert. Und selbst Vater Rhein redet ein Wörtchen mit bei der Zukunftsplanung der Krautkrämers und Petrys. So ist es nicht verwunderlich, daß der Campingplatz nicht die letzte Station von ihnen sein wird.
Wohin die Reise geht? Mit Sicherheit in die 70er Jahre – in die Zeit von Pril-Blumen, Schlaghosen und Plateausohlen. Die 70er Jahre gelten als das bunteste Jahrzehnt. Die freie Liebe wurde nicht nur propagiert, sondern auch gelebt, selbstverständlich neben der gutsituierten Bürgerlichkeit. „Advent, Advent, ein Kaufhaus brennt!” – wie werden die Krautkrämers mit Sit-Ins, Frauenemanzipation, RAF-Fahndungsplakaten, Joints, der Ölkrise und dem Palästinensertuch umgehen? Sie werden es erleben.
Sommer der Liebe erzählt über die späten sechziger und die siebziger Jahre in bewährter Manier: mit vielen Schlagern und Songs der Zeit.