Jonas Hein © Merlin Fargel
Jonas Hein © Merlin Fargel

"Das alles geht nur mit viel Disziplin und einem liebenden Partner zuhause" - Jonas Hein im Interview

Jonas Hein hat eine steile Karriere in der deutschen Musicalszene hingelegt – von Uraufführungen wie “Frankenstein”, “Weltenwandler” und “Goethe!” führte sein Weg ihn bis hin zu bekannten Rollen wie Disney’s Quasimodo und dem berüchtigten Vampirgrafen Krolock. Nun wurde Hein ein weiterer Ritterschlag zuteil: Als Christian in “Moulin Rouge” wird er die neue Hauptbesetzung im Musicaldome Köln. Wir haben uns mit Jonas über seinen Weg auf die Bühne und die wichtigsten Stationen seiner bisherigen Karriere unterhalten. Außerdem haben wir erfahren, wie seine beiden Bewerbungs-Songs für seine Musicalausbildung beinahe schon schicksalhaft mit seiner späteren Karriere zusammenhängen…

Bevor wir zu deinem neuen Engagement kommen, würde ich mit dir gerne auf deinen Werdegang schauen. Du hast bereits während deiner Schulzeit beschlossen, an der Folkwang Universität der Künste zu studieren, noch vor einem ‘normalen’ Schulabschluss. Was war der Anlass für diese Entscheidung, diesem Traum so frühzeitig nachzugehen? Und wie stand dein Umfeld dazu?

Jonas Hein als Christian beim Schlussapplaus von “Moulin Rouge” © Stage_Shadows

Ich wusste schon immer, dass ich einen Beruf am Theater ausüben möchte. Gesang, Schauspiel und Tanz waren auch immer fester Bestandteil meines jungen Lebens. Von Musical hatte ich allerdings keine Ahnung, ich kannte lediglich die Musik von “Tanz der Vampire”, die mir damals eine Freundin näher gebracht hatte. Doch hat dieser Beruf augenscheinlich alles gehabt, was ich schon damals geliebt habe. Die Leidenschaft fürs Musical kam dann während des Studiums. Meine Familie stand immer hinter mir. Ohne deren Unterstützung wäre ich nicht da, wo ich jetzt bin. Dafür werde ich ihnen auch immer dankbar sein!

Du warst über mehrere Jahre lang festes Mitglied des Ensembles am TfN. Diese Zeit markiert ja im Grunde auch deinen Einstieg in die Karriere. Wie blickst du auf diese Zeit zurück, und was hast du von dort mitgenommen?

Das Theater für Niedersachsen wird für mich immer ein besonderer Ort sein. An diesem Haus habe ich alles gelernt, was ich jetzt kann. Für mich war es wie eine Spielwiese, auf der ich mich austoben, wachsen und auch scheitern konnte. Für junge Darsteller und Darstellerinnen ist das eine wunderbare und wertvolle Möglichkeit, in der passenden Sparte an einem Stadt- oder Staatstheater sein Handwerk zu erproben. Schade, dass das Konzept der festen Musical-Sparte noch immer nicht in der Mitte unserer Kulturlandschaft angekommen ist.

Dein Weg hat dich auch zu “The Voice of Germany” geführt…

Das war eine sehr interessante Erfahrung. Einmal hinter die Kulissen einer solchen Produktion zu schauen, war immer ein großer Traum von mir. Aber auch dort kocht man nur mit Wasser und es ist bei weitem nicht alles so, wie es scheint. [lacht]

Auch im Europapark warst du als Darsteller engagiert. Wie ist es denn, an so einem ungewöhnlichen Standort zu arbeiten?

Ich hab es geliebt!!! Die Atmosphäre in so einem Park ist ganz besonders und mit nichts zu vergleichen. Es war wie in einer Traumwelt, in der ich auch nach den offiziellen Öffnungszeiten herumlaufen und spazieren konnte. Da sind die bis zu 3 Shows am Tag gar nicht mehr so schwer gefallen.

Jonas Hein als Quasimodo in “Disney’s Der Glöckner von Notre-Dame” © Stage Entertainment

Deine erste Großproduktion war dann Disney’s “Der Glöckner von Notre-Dame”, der sicher ein großer Karriere-Boost für dich war. Die Rolle des Quasimodo hat sich bei allen seinen Darstellern deutlich unterschieden. Was war dir persönlich wichtig bei der Verkörperung dieser Rolle?

Mir war besonders wichtig, Quasimodo sehr pur und nahbar zu zeigen. Dieser Charakter ist so unendlich vielschichtig und zählt nach wie vor zu den absoluten Traumrollen meiner bisherigen Laufbahn als Musicaldarsteller.

Die Figur und das Stück verlangen emotional ja einiges ab. Wie hast du es geschafft, das nicht mit von der Bühne in den Feierabend zu nehmen?

Es ist immer wichtig, einen gesunden Abstand zu dramatischen Figuren zu haben. Der Körper macht keine Unterschiede zwischen gespieltem oder echtem Leid. Am Ende wirkt es sich negativ auf unser ganzes System aus. Aber wir werden zum Teil eins mit den Emotionen. Wir spielen eine Rolle und versuchen uns in sie hineinzuversetzen und in ihr aufzugehen. Doch es ist genauso wichtig, sie dann wieder los zu lassen. Quasimodo war ich ausschließlich im Theater – und Jonas im Privatleben. Das sind zwei vollkommen unterschiedliche Charaktere.

Jonas Hein als Victor Frankenstein © Luisenburg-Festspiele Wunsiedel

Jacob Grimm in “Weltenwandler”, Victor Frankenstein in “Mary Shelley’s Frankenstein” oder Wilhelm Jerusalem in “Goethe!” – allesamt intellektuelle, philosophisch angehauchte Figuren. Ist das dein Steckenpferd, oder ist das Zufall?

[lacht] Darüber habe ich mir noch nie Gedanken gemacht. Aber jetzt wo ich es lese, stelle ich schon einige Parallelen fest… Interessanterweise habe ich mich für keine der drei Rollen aktiv beworben. Wahrscheinlich ein Wink des Schicksals, um dessen Bedeutung ich mir noch Gedanken machen muss.

Eine ganz andere Riege an Fans hast du dir durch dein Engagement bei “Tanz der Vampire” gesichert. Wie war es für dich, in die extrem ikonische und mit großen Fußstapfen versehene Rolle des Krolock zu verkörpern?

Du wirst lachen, aber einer meine beiden Lieder für die Aufnahmeprüfung in Essen war damals “Die Unstillbare Gier”. Irgendwie habe ich mich unterbewusst schon mein ganzes Leben darauf vorbereitet, diese Rolle zu spielen. Es war ein absoluter Traum, das auch tatsächlich geschafft zu haben!

Wie schaffst du es, so viele parallele Engagements auseinanderzuhalten und zeitlich zu managen, ohne dabei komplett auszubrennen? Aktuell bist du ja sowohl als Prinz in “Cinderella” als auch in “Moulin Rouge!” sehr gefordert.

Ich muss sagen, dass auch ich da an meine Grenzen stoße. Das alles geht nur mit viel Disziplin und einem liebenden Partner zuhause. Aber am Ende ist es gerade die Abwechslung in diesem Beruf, die mir schon immer so gefallen hat und in der ich vollkommen aufgehe.

Jonas Hein als Graf von Krolock in “Tanz der Vampire” © Julian Freyberg

Und jetzt der große Coup! Herzlichen Glückwunsch zur Erstbesetzung des Christian in “Moulin Rouge”! Eine etwas abgedroschene Frage, aber: Wie fühlt sich das für dich an?

Die Frage habe tatsächlich schon öfter gehört in den letzten Tagen. Ich fühle mich unfassbar geehrt, solch eine Rolle in so einer unvergleichlichen Produktion spielen zu dürfen. Die Erstbesetzung ist für mich eine Auszeichnung für meine harte Arbeit und ich nehme es voller Dankbarkeit und mit purer Freude an.

Wie würdest du deinen ganz persönlichen Christian beschreiben?

Diese Rolle begleitet mich schon eine ganze Weile. Ich war so fasziniert von dem Film damals und kenne ihn phasenweise auswendig. Mein zweites Lied für die Aufnahmeprüfung in Essen war deshalb kein Geringeres als “Your Song” aus der Film-Version. Ich sehe Christian als einen hoffnungsvollen Träumer, der das Gute im Menschen und im Leben sieht und diese Hoffnung bis zuletzt nicht verliert. Ich versuche bei all meinen Rollen so authentisch wie möglich zu agieren. Christian ist mir vom Grundwesen sehr nah, was mir das Spielen dieser Rolle erleichtert.

Was ist dein Lieblingsmoment bzw. deine Lieblingsmomente in “Moulin Rouge!”?

Puuh… da gibt es einige! Doch mein absoluter Lieblingsmoment ist, wenn am Ende das Ensemble im Publikum steht und “Your Song” singt. Ich bekomme jedes Mal Gänsehaut und es rührt mich zutiefst. Dieser Moment ist so simpel, pur und dadurch so stark.

Jonas Hein als Christian in “Moulin Rouge” © Vini Gomes

Gibt es große Herausforderungen in diesem Stück für dich? Ist es deine bisher anspruchsvollste Rolle?

Victor Frankenstein beispielsweise ist von der Herangehensweise wesentlich komplexer als Christian. Bei “Moulin Rouge!” ist es dann eher das Long-Run Spiel-System, was den Anspruch in die Höhe treibt.

Wie ist es für dich, das Publikum so nah bei sich zu haben, wie es bei “Moulin Rouge!” zum Teil der Fall ist? Ist das schwierig für euch auf der Bühne?

Christian ist ja auch der Erzähler der Geschichte und da ist es toll, so nah am Publikum zu sein. Manchmal ist es aber auch schwierig, wenn sich einige Zuschauer nicht zu benehmen wissen. Man darf nie vergessen: Wir sehen und hören alles!

Wenn du träumen könntest und sämtliche Grenzen bei der Vergabe einer Musical-Rolle nicht existieren würden: Welche Figur würdest du gerne mal verkörpern?

Ich würde wahnsinnig gerne einmal Elphaba in “Wicked” spielen! Diesen Traum konnte ich mir schon mal ein wenig in einem tollen Konzert-Format erfüllen!

Auch wenn Dir neben Deinen Engagements wahrscheinlich nicht so viel Freizeit bleibt: Was machst du so, wenn du doch mal frei hast? Was sind deine Hobbys und Interessen außerhalb vom Musical-Business?

Ich habe viele verschiedene Interessen. Meist fehlt mir tatsächlich die Zeit dazu. Doch am Ende sind es die ganz gewöhnlichen Dinge, die mir große Freude bereiten: Gesellschaftsspiele mit Freunden. Film-Abende oder auch einfach nur Musik hören und nichts tun.

Wie gehst du mit Stress und Druck um? Hast du Ratschläge für den Umgang damit?

Ich arbeite gerne von Tag zu Tag und lasse Dinge auf mich zukommen. Das hilft mir, Stress und Druck zu vermeiden.

Was ist dir im Leben das Wichtigste?

Das Leben zu genießen. Gute Momente mit Menschen zu teilen, die einen so nehmen wie man ist.

Zum Schluss würde ich gerne noch eine kleine Entweder-Oder-Runde mit dir machen. Hier kannst du gerne den Begriff einfach markieren, der für dich zutrifft!

Kaffee|Tee
Wein|Bier
Berge|Meer
Schlager
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Rap    
[Jonas: Weder noch!]
Kino|Netflix
Comedy
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Drama
[Jonas: Dramatische Komödien!]
Germany’s Next Top Model|RuPaul’s Drag Race
Grimm|Frankenstein
Alfred|Herbert
Esmeralda|Frollo
PlayStation|Nintendo
Tapas|Sushi
Unsichtbar sein|Gedanken lesen können
Bösewicht|Superheld
Realist|Träumer


Vielen lieben Dank, Jonas, für deine Offenheit! Für deinen Run als Christian bei “Moulin Rouge!” wünschen wir dir alles Gute!

 
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