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Der Musical-Thriller “Sweeney Todd – The Demon Barber of Fleet Street“ läuft im New Yorker Lunt-Fontanne Theatre und begeistert die Zuschauer mit seiner mörderischen Geschichte, die nichts für schwache Nerven ist. Thomas Kails stimmige Broadway Revival-Inszenierung überzeugt dabei auf der ganzen Linie.
Aus dem Gefängnis entkommen, wo er fünfzehn Jahre lang zu unrecht eingesperrt war, plant der gerade nach London zurückgekehrte Barbier Benjamin Barker alias “Sweeney Todd” die Rache an der Person, der ihm Tochter und Frau genommen hat: Judge Turpin. Sweeney geht auf seinem Rachefeldzug nicht nur sprichwörtlich über Leichen, unterstützt von seiner alten Bekannten Mrs. Lovett, die sich in ihn verliebt hat und seine mörderischen Begierden sogleich nutzt, um ihren unbeliebten Pasteten eine neue Zutat hinzuzufügen – und zwar Menschenfleisch. Während die Geschichte ihren schaurigen Lauf nimmt und Mrs. Lovetts Pasteten sich auf einmal einer großen Beliebtheit erfreuen, erfährt Sweeney Todd vom Schicksal seiner Tochter, die gegen ihren Willen mit ihrem Ziehvater Judge Turpin verheiratet werden soll. Getrieben von irrer Rache und seinem blinden Hass, erkennt Sweeney Todd nicht, was direkt vor ihm ist und vernichtet das, was er einst liebte.
Nicht nur die mit grausamen Horror-Elementen gespickte Geschichte, der es jedoch nicht an Charme und Witz fehlt, sondern auch die sehr typische Musik von Stephen Sondheim mit ihren disharmonischen Klängen und ungewohnten, oft rasanten und nicht immer sofort eingängigen Melodien trifft wohl nicht jeden Geschmack. Das gesamte Stück in der Inszenierung von Regisseur Thomas Kail ist ein ungewöhnliches, spannendes und in sich stimmiges Theater-Erlebnis, das man nicht alle Tage sieht.
Das beeindruckende Bühnenbild von Mimi Lien, das von einem Steinbogen eingerahmt ist, ist zweistöckig. Es ist von einer Brücke unterteilt und stellt u.a. den Pastetenladen und Sweeney Todds alte Wohnung dar, in der er nun seine Morde begeht. Als Fahr- und Drehelement wird ein Kran eingesetzt. Generell wird auf der Bühne viel möglich gemacht – seien es die vielen Requisiten, die Falltüren oder das unheimlich realistisch wirkende, spritzende und herunterlaufende Kunstblut an den Kehlen der Opfer. Die Kostüme von Emilio Sosa fügen sich ebenfalls sehr gut in die Zeit des neunzehnten Jahrhunderts ein und wirken dabei hochwertig und authentisch.
Die Choreografien von Steven Hoggett sind stets Sondheims Musik angemessen, speziell und energetisch. Das wird gleich zum Anfang bei “The Ballad of Sweeney Todd” deutlich, wo das – mit zum Titel passend aggressiver Energie geladene – Ensemble das Publikum für einen Moment lang glauben lässt, es könne jeden Moment von der Bühne springen und die Zuschauer angreifen.
Der Ton unter der Verantwortung von Nevin Steinberg ist sehr gut abgemischt, sodass die Balance zwischen dem sehr beanspruchten Orchester unter Leitung von Alex Lacamoire und den ebenfalls sehr geforderten Sängern jederzeit stimmt. Der einzige Störfaktor ist, dass das Theater nicht gut schallisoliert ist, sodass während der Vorstellung oft Hupen und Sirenen von der Straße zu hören sind.
Beinahe das gesamte Ensemble überzeugt mit seiner Stimmgewalt und seiner darstellerischen Leistung. Es wird viel mit Vibrato gesungen, was sich hier allerdings meistens gut in das musikalische Gesamtbild einfügt. Sweeney Todd, der eigentlich in Erstbesetzung vom klassischen Sänger Josh Groban dargestellt wird, wurde in der besuchten Vorstellung von Nicholas Christopher übernommen, der sonst den Pirelli darstellt. Er kann mit einer feinen Balance zwischen Wahnsinn und Menschlichkeit in der Titelrolle überzeugen. Mit seiner makellosen Stimmführung bringt er den schließlich vor Trauer und Verzweiflung dem Wahnsinn verfallenen Barbier überaus authentisch auf die Bühne.
Eine ebenfalls starke Leistung liefert auch Annaleigh Ashford als Mrs. Lovett ab, die mit ihrer sehr offenen Art im Zusammenspiel mit Sweeney Todd dem Publikum stets ein Schmunzeln entlockt.
Auch Daniel Marconi als der Junge Tobias – wenn man ihn hier noch als Jungen bezeichnen möchte – fällt mit seinem angenehmen Timbre und seiner stimmlichen Sicherheit sehr positiv auf. Jamie Jackson als Judge Turpin kann darstellerisch seine Rolle als Bösewicht in allen Facetten ausspielen und überzeugt mit einem zum Charakter altersgemäß passenden Stimmklang.
Dagegen schwerer zu genießen ist die Stimme von Maria Bilbao als Johanna, die mit ihrem extrem starken Vibrato gerade in den hohen Tönen sehr schrill erklingt. Gleiches gilt auch für Daniel Torres, der am besuchten Abend die Rolle des Pirelli übernimmt.
Das Broadway-Revival von “Sweeney Todd – The Demon Barber of Fleet Street” ist nicht nur für ausgemachte Stephen-Sondheim-Fans eine Empfehlung, sondern auch für jeden, der sich auf Sondheims Musik einlassen möchte und ein Gemüt hat, das stark genug ist, um eine überaus blutige und tragische, doch großartig inszenierte Thriller-Geschichte zu erleben.
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KREATIVTEAM |
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Regie | Thomas Kail |
Choreografie | Steven Hoggett |
Szenenbild | Mimi Lien |
Kostüme | Emilio Sosa |
Licht | Natasha Katz |
Ton | Nevin Steinberg |
Musikalischer Direktor | Alex Lacamoire |
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CAST (AKTUELL) |
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GALERIE |
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TERMINE |
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