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Das kleine Elbschloss Übigau erstrahlt in diesem Jahr in Pink, denn die Comödie Dresden führt das auf dem gleichnamigen US-Film basierende Comedy-Musical “Natürlich Blond” auf. In einzigartiger Kulisse wird hier beste Unterhaltung mit einem hervorragenden Ensemble geboten. Ein Geheimtipp der Open-Air-Saison!
Schon das Ambiente dieser Freilichtbühne ist entzückend: Auf der Wiese zwischen dem Anwesen und der Elbe sind die Zuschauerreihen aufgestellt, die immer aus zwei Stühlen und einem hübsch dekorierten Tischchen bestehen. So entsteht das Flair einer schönen Gartenparty, dessen Rahmen das dargebotene Musical bildet. Das Bühnenbild ist im besten Sinne funktional und optisch perfekt: Das Schloss, dessen Terrasse und Balkon als Bühne fungieren, ist stimmig in pinkem Licht ausgeleuchtet und die mit Patina dem ‘Charme des Verfalls’ anheim gegangene Fassade wird durch nette Akzente, wie die in rosa ausgekleideten Fenster und weiß überklebte Säulen in den passenden Kitsch-Tonus gebracht. Verschiebbare Podest-Elemente in Tortenoptik fungieren als Raumteiler, Sitzgelegenheit und Empore für die Darstellenden. Durch Aufklappen geben sie außerdem den Blick auf Elles knallpinkes Zimmer frei. Im Auditorium befindet sich eine weitere, komplett in Rosa ausgekleidete Bühne, die zumeist als Friseursalon von Elles Freundin Paulette fungiert, sodass das Ensemble zwei unterschiedliche Bühnenflächen bespielen kann, was dem Stück die Statik nimmt und ihm gleichzeitig viel Drive verleiht.
Christian Kühns Inszenierung wirkt flott, dynamisch und nahtlos. Es wird keine kostbare Zeit durch aufwändige Szenenübergänge verloren und alles verläuft vergnüglich im Fluss der Geschichte, sodass keine Stillen entstehen. Zu Anne Konstanze Lahrs Ausstattung gehören wunderbar schrille Kostüme, die vor allem die Hauptfigur Elle gleichermaßen humoristisch wie opulent-kitschig kleiden – ein visueller Angriff auf die Lachmuskeln und echte Hingucker in einem. So könnte man auch Yvonne Braschkes Choreographien beschreiben. Immer energetisch und positive Energie versprühend, füllt das Ensemble die stimmigen Tanzabläufe mit viel Humor und Spielfreude.
Die Akustik ist bis auf wenige Störgeräusche, die zumeist bei besonders turbulenten Szenen entstehen, angenehm klar und erfreulicherweise nicht – wie bei vielen anderen Open-Air-Produktionen – auf der leiseren Seite. So kann die peppige Musik Stimmung versprühen und das Ensemble sichtlich im Rhythmus aufgehen. Einziger Wermutstropfen: Die Musik kommt aus der Konserve, was gemessen an der Open-Air-Konkurrenz fairerweise als Schwachstelle ausgewiesen werden sollte.
Das Ensemble begeistert ausnahmslos: Die Mitglieder der Musical-Company “Oh-TÖNE” gefallen in den sechs kleineren Nebenrollen von diversen Harvard-Studenten wie der Feministin Enid, dem schwulen Poolboy Nico, der in dieser Version weiblichen Exil-Aristokratin Padamadan, der reichen Kommilitonin Whitney, dem sexy Paketboten Kyle oder Chutney, dem Gerichtsopfer mit Dauerwelle. Vor allem im Song “Harvard Variationen” können sie auch als Ensemble in Gesang wie Schauspiel überzeugen. Mit Spielfreude, übersprühender Energie sowie tänzerischem Geschick spielen sie sich in die Herzen der Zuschauer. Besonders gefällt die Ensembleleistung bei “Schaut doch hin”, wo der Poolboy vor Gericht entlarvt wird.
Tiziana Turano, Sarah Fleige und Lucía Isabel Haas Muñoz brillieren als Elles beste Freundinnen der Delta-Nu-Vereinigung, Serena, Margot und Pilar. Mit großen Stimmen und viel Pepp, wie im Song “Oh mein Gott” vortrefflich gezeigt, füllen sie ihre Rollen, die auch als Erzählerinnen fungieren, mit Leben und unterstützen vor allem Sammy Szkopiak und Melanie Kastaun in ihren Songs mit viel Stimmpower, wie in “Positiv” als Griechischer Chor. Bei “Ort des Geschehens” fungieren die drei außerdem vor Gericht als starke Sidekicks zu Elle während des Verhörs.Natalie Friedrich gibt eine überzeugende und charismatische Vivienne, die als Elles Gegenspielerin sich von der Antagonistin zur Fürsprecherin wandelt. Susanna Mucha als Brooke macht vor allem bei “Peitsch dich in Form” eine herausragende Figur, während sie mit dem Ensemble Seilspringen und Gesang virtuos verbindet. Ihr Schauspiel zeugt von komödiantischem Geschick, sodass Mucha ihre schrille Figur optimal verkörpert.
Stückbedingt gelangen die männlichen Figuren vergleichsweise in den Hintergrund – dennoch gelingt es Edward Serban als Emmett und Dominik Räk als Warner, bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Stimmlich einwandfrei präsentieren sie ihre Songs “Tritt in den Hintern” und “Zeit für was Ernsteres” mit einer guten Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Ironie. Beide Darsteller verkörpern ihre Rollen grundsympathisch wie nachvollziehbar, und auch in den weiteren Nebenrollen, allen voran den snobistischen Harvard-Professoren, treffen sie den lustigen Ton der Story gekonnt. Tim Reichwein, der neben zahlreichen schrillen Nebenfiguren den eiskalten Professor Callahan gibt, bleibt durch exzentrisches Schauspiel und seine volle Gesangsstimme im Kopf. Seiner Hauptfigur verleiht er schmierig-dominantes Flair, das ihm im Song “Blut in den Kiemen” die erforderte Autorität gibt und rundum überzeugt.
Melanie Kastaun als Paulette und Sammy Szkopiak als Elle sind die Stars des Abends. Sie verkörpern ihre Charakterrollen mit jeder Faser und strotzen nur so vor Energie. Beide Darstellerinnen sind mit großen Gesangsstimmen gesegnet, die sie in ihren jeweiligen Rollen ausspielen dürfen. Jeder von Kastauns Auftritten gehört zu den Highlights der Show, sowohl komödiantisch als auch musikalisch macht sie eine mehr als gute Figur bei “Irland” und dem urkomischen “Knick und Pop”. Szkopiak gelingt es, ihrer Elle eine grundlegende, charismatische Energie zu verleihen, die nie ‘drüber’ wirkt. Ihre Figur ist in all ihrer Exzentrik zu jedem Zeitpunkt sympathisch, sodass das Publikum ihrer Selbstfindungsreise gerne folgt. Sie spielt ihre Protagonistin zudem nie eintönig lustig, sondern in verschiedenen Facetten, die Charaktertiefe zulassen und dem seichten, eher oberflächlichen Buch durch ihre Interpretation und Kühns Regie wichtige Botschaften entlockt und mit Klischees aufräumt. Inmitten all der Komik schafft es die Hauptdarstellerin so, berührende Momente zu schaffen. Dazu singt sie ihre Songs facettenreich wie virtuos – die heiteren Lieder “Was du willst” und “So viel besser” sowie die emotionalen Darbietungen zu “Natürlich Blond” und “Mein Weg” zeigen, dass Szkopiak über eine große darstellerische Breite verfügt.
Die Comödie Dresden hat mit ihren Open-Air-Aufführungen am Elbschloss Übigau eine größere Bekanntheit mehr als verdient. Wenn allen Inszenierungen in derselben hohen Professionalität wie hier bei “Natürlich Blond” begegnet wird, lohnt es sich allemal, diese Freilichtveranstaltung im Auge zu behalten!
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KREATIVTEAM |
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Inszenierung | Christian Kühn |
Choreografie | Yvonne Braschke |
Musikalische Leitung | Andreas Pabst |
Ausstattung | Anne Konstanze Lahr |
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CAST (AKTUELL) |
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Elle Woods | Sammy Szkopiak |
Emmett Forrest u. a. | Edward R. Serban |
Paulette u. a. | Melanie Kastaun |
Professor Callahan u. a. | Tim Reichwein |
Warner Huntington III u. a. | Dominik Räk |
Vivienne Kensington u. a. | Natalie Friedrich |
Brooke u. a. | Susanna Mucha |
Serena u. a. | Tiziana Turano |
Margot u. a. | Sarah Fleige |
Pilar u. a. | Lucía Isabel Haas Muñoz |
Aaron u.a. | Benjamin Esche Tobias Esche |
Enid u.a. | Michelle Lippe Hanna Maiwald |
Padamadan u.a. | Deborah Springmann Raquel Cannati |
Chutney u.a. | Cecilia Forster Miriam Reinhold |
Whitney u.a. | Kristin Helterhoff Maike Scharf |
Nico u.a. | Dominique Schulz Benjamin Esche |
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GALERIE |
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