"Es war interessant, zwei widersprüchliche Seiten von Falco zu sehen" – Rob Bolland im Interview

Am vergangenen Wochenende feierte “Rock Me Amadeus – Das Falco Musical” Premiere im Wiener Ronacher – ein spannender Moment auch für Rob Bolland, der gemeinsam mit seinem Bruder Ferdi viele von Falcos großen Hits geschrieben und produziert hat und nun aktiv an dem neuen Musical über den österreichischen Superstar beteiligt war.

Bolland arbeitete in seiner Karriere als Songwriter und Produzent mit Musikgrößen wie Status Quo, Roger Chapman und Nina Hagen zusammen und hat mit “3 Musketiere” bereits Musical-Erfahrung gesammelt. Anlässlich der Uraufführung des neuen Falco-Musicals der Vereinigten Bühnen Wien stand er der Musicalzentrale Rede und Antwort.

Sie sind einer der Komponisten und kreativen Berater von “Rock Me Amadeus – Das Falco Musical”, das Anfang Oktober in Wien Premiere gefeiert hat. Es ist ja nicht das erste Mal, dass Falco und sein Leben zum Thema einer Musical-Produktion gemacht wurden. Was, würden Sie sagen, unterscheidet diese neue Musical-Produktion von den bisherigen Shows über Falco? Wie realistisch werden Falco und sein Leben dargestellt?

Rob Bolland: Meiner Meinung nach ist dies die beste Show, die es je über Falco gab. Es ist viel mehr als nur ein Jukebox-Musical – das heißt, es ist nicht nur eine Aneinanderreihung von Hits, die in das Format eines Musicals gebracht wurden. Es geht viel tiefer als das! Es ist auch eine Charakterstudie von Falco alias Hans Hoelzel. Meine Arbeit mit Falco war über die Jahre hinweg sehr intensiv und lohnend, aber es war auch interessant, zwei verschiedene, widersprüchliche Seiten von ihm zu sehen. Es war mir klar, dass Falco eine Kunstfigur ist, die Hans Hoelzel geschaffen hat, aber mit der Zeit schienen die beiden immer mehr miteinander zu verschmelzen. Und eben dieser innere Konflikt zwischen Hans und seinem Alter Ego ‘Falco’ ist das Herzstück des Musicals.

“Rock Me Amadeus” ist nicht nur der Titel des Musicals, sondern auch der Titel eines der erfolgreichsten Songs von Falco, den Sie für ihn geschrieben haben, neben anderen bekannten Hits wie “Jeanny” und “Vienna Calling”. Wie kam es damals zu dieser Zusammenarbeit und wie war es, mit Falco zu arbeiten?

Rob Bolland: Der erste Song, den ich selbst für Falco geschrieben habe, war tatsächlich “Rock Me Amadeus”. Falco wollte den Song zunächst nicht aufnehmen, ließ sich dann aber doch überreden, es zu tun. Für “Vienna Calling” hat Falco die Strophen beigesteuert. “Jeanny” war eine echte Zusammenarbeit in dem Sinne, dass Ferdi und ich Falco das Demo des Songs zur Verfügung stellten und Falco dann den Text der Strophen änderte. Er hat das toll gemacht und dem Lied damit eine ganz neue Intensität gegeben.

Die Arbeitsbeziehung zwischen uns war eine mit Höhen und Tiefen, intensiven Kämpfen und freudigen Momenten. Vor allem aber war ein großartiges Endergebnis immer das ultimative Ziel für alle Beteiligten.

Wie werden diese Hits, die ja besonders hier in Österreich eigentlich jeder kennt, in dem neuen Musical verwendet?

Rob Bolland: Drehbuchautor Christian Struppeck und Regisseur Andreas Gergen haben einen fantastischen Job gemacht und jedem Song einen eigenen Rahmen gegeben. Sie haben die bekannten Songs genutzt, um die Handlung des Musicals zu unterstützen und weiter voranzutreiben. Ich bin sehr beeindruckt von den beiden, vom dem gesamten Kreativteam und allen Mitwirkenden. Es war ein absolutes Vergnügen, mit ihnen zu arbeiten. Auch ein großes Lob an die Mitarbeiter des Ronacher Theaters in Wien!

Sie haben gemeinsam mit Ihrem Sohn Justin Dylan Bolland an der Show gearbeitet und erwähnten bereits im Vorfeld, wie begeistert Sie davon waren! Wie und warum kam es zu dieser Zusammenarbeit zwischen Vater und Sohn? Sie sind es ja gewohnt, mit Ihrem Bruder Ferdi zusammenzuarbeiten. War es anders, mit Ihrem Sohn zu arbeiten?

Rob Bolland: Das ist eine gute Frage! Meine Arbeitsbeziehung mit meinem Bruder Ferdi dauerte über 40 Jahre und war sehr produktiv, aber wir mussten sie beenden, damit wir beide unsere eigenen Ziele verfolgen können. Die Arbeit an den neuen Songs für “Rock Me Amadeus – Das Falco Musical” führte nun zu einer neuen kreativen Partnerschaft. Mein Sohn Justin Dylan ist selbst Komponist, Produzent und Künstler und brachte etwas Zeitgenössisches mit ein.

Es fühlte sich an wie ein frischer Wind, mit jemanden zusammenzuarbeiten, der eben nicht nur mein Sohn ist, sondern gleichzeitig auch ein junger und energiegeladener Autor und Produzent.

Sie und Justin haben für “Rock Me Amadeus” zwei brandneue Songs geschrieben. Können Sie uns ein wenig über Ihren Ansatz und den Schreibprozess erzählen? Haben Sie versucht, den typischen Musikstil der beliebten Falco-Songs nachzuahmen, oder lag der Fokus eher darauf, etwas völlig Neues zu schaffen?

Rob Bolland: Justin Dylan und ich haben uns vorgenommen, Songs zu schreiben, die sich gut in den Kontext des Musicals einfügen würden. Der erste Song “Ein weißes Blatt Papier” war ein schwieriges Thema, denn er zeigt, wie Falco mit einer schweren Schreibblockade zu kämpfen hat. Er verliert praktisch den Verstand und der Song endet in einem Fiebertraum.

Der zweite Song “I Am You” war eine noch größere Herausforderung für uns, weil wir einen Song schreiben mussten, in dem die Alter-Ego-Figur ihren ersten Auftritt im Musical hat. Was folgt, ist ein intensiver musikalischer Kampf zwischen Hans Hölzel und seinem Alter Ego ‘Falco’. Die Art und Weise, wie das im Musical dargestellt wird, hat uns wirklich umgehauen und “I Am You” ist für mich einer der absoluten Höhepunkte der Show.

Gibt es in naher Zukunft weitere Musiktheater-Projekte, an denen sie arbeiten? Wenn ja, worauf können sich Ihre Fans freuen?

Rob Bolland: Wieder eine gute Frage! Nach der Zusammenarbeit mit Justin Dylan an “Rock Me Amadeus – Das Falco Musical” sind wir jetzt an zwei neuen Projekten beteiligt. Wir sind derzeit sehr damit beschäftigt, neue Musik für diese Projekte zu kreieren. Aber wir produzieren und schreiben auch für neue und etablierte Künstler aus dem Pop-, Hiphop- und R&B-Bereich.

Das klingt spannend! Viel Erfolg bei den neuen Projekten und danke, dass Sie sich die Zeit genommen haben, unsere Fragen zu beantworten!

Rob Bolland: Mit Vergnügen!