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“Spamalot” scheidet mit seinem manchmal recht brachialem Blödsinn die Geister. Regisseur Achim Lenz schert das allerdings recht wenig und er kreiert mit seiner insbesondere im Kostümbild aufwändig ausgestatten Inszenierung einen zum Brüllen komischen Musical-Abend. Getragen wird der Abend von einem guten Orchester, einem beweglichen wie spielfreudigen Chor und einer herausragenden Darstellerin der Fee aus dem See.
Furzende Franzosen, das weiße Killerkaninchen von Coerbannog und die irren Ritter, die immer nur “Ni” sagen. Das sind nur einige der bizarren Stationen, mit denen König Artus und seine Ritter der Tafelrunde auf ihrer Suche nach dem Heiligen Gral konfrontiert werden. Doch mit Hilfe eines an das Trojanische Pferd erinnernden, überdimensionalen Holz-Kaninchens, einem Gebüsch und der heiligen Handgranate werden die Gegner besiegt.
Klingt ziemlich abgefahren? Ist es auch. Wer mit dem absurd-übertriebenen, britischen Humor der Monty Python-Komikertruppe nichts anfangen kann, der ist in dieser auf ihrem gleichnamigen Film von 1975 basierenden Musical-Satire restlos überfordert. Wer sich allerdings auf den wirklich bekloppten Plot mit seinen Seitenhieben auf das seichte Musical-Oeuvre, Schwule und allem anderen, was nicht bei drei auf den Bäumen ist, einlässt, der kann am Stadttheater Bremerhaven eine aberwitzige Musical-Satire auf hohem Niveau bestaunen.
Die Inszenierung von Achim Lenz setzt von Beginn an auf hohes Tempo, Absurdität und ein exaktes Timing beim treffsicheren Setzen von Gags. Hinzu kommt eine gehörige Prise an Lokalkolorit, die allerdings nur versteht, wer sich in Bremerhaven und Umgebung etwas auskennt. Mit dem in der Region unter anderem als Radiomoderator bekannten Dirk Böhling spricht zudem eine bekannte Stimme den zornigen Gott, hier in plattdeutscher Mundart.
Das Bühnenbild von Ausstatter Bernhard Niechotz wird von einer riesigen Leinwand dominiert, auf der stimmungsvolle, teilweise animierte Hintergrund-Projektionen wie aus einem Märchenbuch stammend die Handlungsorte illustrieren. Immer wieder werden einige wenige Versatzstücke hereingerollt oder vom Schnürboden herabgelassen und zaubern eine perfekte Kulisse. Der Löwenanteil des Produktionsbudgets ist in die ebenfalls von Niechotz entworfenen, unzähligen Kostüme gewandert, die teilweise im Minutentakt gewechselt werden und sich in einer Bandbreite zwischen tristem Mittelalter-Flair und großen Show-Momenten bewegen.
Unter der Leitung von Tonio Shiga, der als Dirigent auch immer wieder in die Handlung integriert wird, beweisen die Musikerinnen und Musiker des Philharmonischen Orchesters, dass sie nicht nur in der Oper oder im Sinfonischen zu Hause sind, sondern auch Musical können. Die Begleitung ist quirlig und hat einen satten Sound, übertönt aber niemals den Gesang. Es ist schade, dass die Partitur von John du Prez und Eric Idle ihnen nur eine recht kurze Ouvertüre und eine rasche Entre’acte-Musik nach der Pause gönnt.
Wenn gleich zu Beginn der Vorstellung die Mitglieder des Opernchores beim finnischen Fischwatschen-Lied voller Spielfreude singend und tanzend über die Bühne toben, dann merkt man, dass Regisseur Achim Lenz und seine Choreografin Yara Hassan mit dem in anderen Produktionen eher stocksteifen Stehrum-Klangkörper intensiv gearbeitet und ihnen Beine gemacht haben. Die Sängerinnen und Sänger halten das hohe Tempo bis zum Finale und sind sich in vielen Episoden-Rollen für keine Albernheit zu schade. An Stelle der hauseigenen Ballett-Companie tanzen in diesem Musical acht etwas fülligere Damen aus der Statisterie des Hauses. Aufgrund ihrer Ballett-untypischen Statur unterstreichen sie optisch den satirischen Ansatz der Show, sind dabei auch alles andere als tumbe Hupfdohlen, sondern sorgen richtig für Stimmung.
“Spamalot” ist in Bremerhaven eine Produktion des Schauspiel-Ensembles. Im Spiel sind alle Beteiligten top, blödeln was das Zeug hält und glänzen in immer wieder neuen Rollen-Portraits. Abstriche muss man allerdings beim Gesang machen. Anna Caterina Fadda mogelt sich als Knappe Patsy mit einigen nicht sicher getroffenen Tönen durch den Hit-Song “Always Look on the Bright Side of Life”, während Kay Krause als König Artus mit seiner etwas hohl klingenden, oft auch in den Sprechgesang rutschenden Stimme bei “Ich bin allein” mehr Komiker denn Sänger ist.
Besser bei Stimme ist Marc Vinzing als Sir Robin und setzt mit seinem Musical-Showstopper “Denn kommt es nicht vom Broadway…” einen der gesanglichen Höhepunkte. Auch Richard Feist als eitler Schönling Sir Lancelot glänzt stimmlich in der großen Disco-Nummer “Der Typ heißt Lancelot”.
Der Star der Show heißt Julia Lindhorst-Apfelthaler. Als divenhafte Fee aus dem See hat sie ihren großen Auftritt nicht nur in einer Barke, sondern darf einer Mondgöttin gleich über die Bühne schweben. Die Darstellerin hat allerdings nicht nur die großen Gesten drauf, sondern verfügt auch über eine starke und sicher geführte Stimme. Lindhorst-Apfelthaler verfügt über eine satte Tiefe, die sie ohne Anstrengung sicher in die höchsten Spitzentöne führen kann. Großartig auch ihr klagender Song “Wann geht’s hier wieder mal um mich?” den sie auf sehr verletzlich wirkend auf leerer, dunkler Bühne singt.
“Spamalot” in Bremerhaven ist trotz einiger gesanglicher Einschränkungen brillanter Blödsinn, der – wenn man sich darauf einlässt – richtig viel Spaß macht. Allerdings muss das Stück sein Publikum noch finden. Denn trotz großer Begeisterung und stehenden Ovationen beim nicht enden wollenden Schlussapplaus war die Premiere nicht ausverkauft. Die Folge-Vorstellungen haben auf jeden Fall ein volleres Haus verdient.
Buch und Liedtexte von Eric Idle
Musik von John du Prez und Eric Idle
Deutsch von Daniel Große Boymann
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KREATIVTEAM |
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Inszenierung | Achim Lenz |
Musikalische Leitung | Tonio Shiga |
Ausstattung | Bernhard Niechotz |
Choreografie | Yara Hassan |
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CAST (AKTUELL) |
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