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Guy Clemens widmet gemeinsam mit dem Ensemble des Schauspielhauses Bochum dem legendären Club 27 und dessen Musik eine eigene Inszenierung. Dass Rockmusik und ihre Künstler sehr wohl auch ins Theater passen, wird vielschichtig belegt. Der Zuschauer erfährt einmal mehr, dass die viel zu früh verstorbenen Künstler in ihrer zeitlosen Musik und ihren Botschaften unsterblich bleiben.
Der Club 27 konzentriert sich mit den wohl berühmtesten seiner Mitglieder namentlich auf Brian Jones, einem Gründungsmitglied der Rolling Stones, Janis Joplin, Jimi Hendrix, Jim Morrison, Kurt Cobain und Amy Winehouse. Der Eintritt, den die rockigen Hochkaräter des imaginären Clubs für eine Aufnahme zahlen, ist ein tragischer Tod im Alter von 27 Jahren. Bei allen dieser Todesfälle waren Alkohol und Drogen im Spiel, sodass man von geplanten Suiziden oder ungewollten Selbsttötungen ausgeht. Teilweise sind sich diese sechs Künstler im realen Leben nie begegnet, haben nicht einmal zur gleichen Zeit gelebt. Jedoch wurde die jüngere von der älteren Generation geprägt. Allen gemein waren die Sinnsuche, die Abhängigkeiten von diversen Substanzen, die Überforderung mit dem Spagat zwischen Ruhm und ganz menschlichen Sehnsüchten nach Liebe, die sie alle in ihrer Musik verarbeiteten.
Im Mittelpunkt dieser musikalischen Collage stehen die Interpretationen der größten Hits der sechs Ausnahmemusiker ihrer Zeit. Eingespielt werden die Songs von der vierköpfigen Rockband unter der Leitung von Stefan “Pele” Götzer, die auf der Bühne präsent sowohl optisch die Kulisse des Club 27 stellt als auch die Band – die Rolling Stones.
Bei der Darstellung der Figuren wird viel Energie auf Ambivalenz gesetzt, die dem Abbild der jeweiligen Künstler gerecht wird. Die Kostüme von Sophia Deimel wirken wie den Kleiderkammern der entsprechenden Stars entnommen. Die charismatischen Charaktere werden dennoch z.T. sehr verfremdet: So sind mit Karin Moog und Louisa Halter sowohl Brian Jones als auch Jimi Hendrix weiblich besetzt. Zunächst wirkt dies irritierend, tut aber den gelungenen Interpretationen der Hits der Rolling Stones und Hendrix´ keinen Abbruch.
Keine der dargestellten Figuren wird namentlich eingeführt: Die Darsteller machen sich im Laufe des Stücks einen Namen, indem sie die Hits ihrer Rollen interpretieren. Bis zu ihren jeweiligen gesanglichen und vokalen Solovorträgen wälzen und tanzen sie sinnierend und stoned im Spiel von Licht und Schatten auf dem Hintergrund des weitgehend schmucklosen Bühnenbildes von Ingrid Pons I Miras. So wirken die Figuren wie in einer Zwischenwelt im Schatten, im Nebel und im oft dämmrigen Licht, sodass viel Raum für Interpretationen bleibt, was denn noch zum Leben im Exzess oder zum Künstlerolymp zählt.
An beiden Rändern der Bühne stellen Metallfolien verzerrte Spiegel dar, vor denen die Figuren immer wieder suchend und tastend verweilen. Sie scheinen sich aber trotz intensiver Erkundung selbst nicht finden zu können. Allesamt wirken sie verloren, dem Verfall ergeben, wenn sie nicht gerade mit einer Performance im Mittelpunkt der Bühne stehen. Dieser wird markiert durch einen Laufsteg, der mitten in die Zuschauerreihen führt. Dem Publikum scheinen die Rock- und Blues-Ikonen somit besonders nah zu sein.
Dann treten die Club-Mitglieder wieder in den Hintergrund, rücken vom Publikum ab, teilen sich im Abseits einen Joint, ziehen sich eine Line und sinnieren dabei über die Zahl 27, das Leben, Sehnsüchte und den Tod. Dies schafft nach der Intimität mit den dargestellten Kunstfiguren wie Jimi Hendrix und Amy Winehouse wiederum eine größere Distanz zu ihrem Konsumverhalten. Einerseits macht sich Bedauern und Mitgefühl für die Künstler breit, andererseits bleibt dem Publikum die Möglichkeit zur Beobachtung der immer wirrer werdenden Gedankenkreise der dargestellten Stars am Abgrund zwischen Leben und Tod. Wie zum Schutz des Betrachters wird der Drogenkonsum und das Abdriften in psychedelische Wahrnehmungen von ihm ferngehalten.
Jeder Darsteller hat neben den Songs seiner Figur z.T. lange Monologe zu bestreiten. Veronika Nickl als Janis Joplin (“Mercedes Benz”) und der Regisseur Guy Clemens, der an diesem Abend die Rolle des Jim Morrison (“The End”) übernimmt, sind in ihrer gesanglichen, vokalen und schauspielerischen Leistung herausragend präsent und authentisch.
Oliver Möller als der scheue und doch provokante Kurt Cobain bleibt auch während seiner beeindruckenden Interpretation von “Smells Like Teen Spirit” im Hintergrund der Bühne. Er stellt den ambivalenten Frontmann von Nirwana sehr überzeugend dar.
Abenaa Prempeh gibt eine quirlige und doch bedauernswerte Amy Winehouse, die durch eigene Sangesvorzüge überzeugt: Ihre Interpretationen der Winehouse-Nummern “Rehab” und “Back To Black” sind gespickt mit arienartigen Passagen. Einerseits dem Rollenvorbild entfremdet, andererseits darauf aufmerksam machend, wie besonders die von ihr dargestellte Ikone war, überzeugt Prempeh auf ganzer Linie.
Die Beweisführung, dass Rockmusik auch im Theater funktioniert, ist geglückt. Wer jedoch in nostalgischer Erwartung ist, einem Abbild der Stars im Theatersaal zu begegnen, wird enttäuscht aus dem Theater gehen. Das Ensemble des Bochumer Schauspielhauses hat viel Eigenes zu bieten und es nicht nötig, einen Kurt Cobain oder eine Janis Joplin zu kopieren. Dennoch lädt das Ensemble auf seine Weise zur Katharsis ein, schafft an den passenden Stellen eine Brücke zwischen dem Publikum und den Mitgliedern des Club 27 und stellt heraus, dass ein gewisser Wahn diese Künstler einzigartig machte.
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KREATIVTEAM |
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Regie, Inszenierung | Guy Clemens |
Dramaturgie | Marvin Müller |
Musikalische Leitung | Stefan Götzer |
Bühne | Ingrid Pons Miras |
Kostüm | Sophia Deimel |
Licht | Johannes Zotz |
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CAST (AKTUELL) |
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mit | Linda Bockholt Stefan Götzer Louisa Halter Victor IJdens Guy Clemens Karin Moog Oliver Möller Veronika Nickl Abenaa Prempeh Karsten Riedel |
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GALERIE |
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TERMINE |
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So, 29.09.2024 19:00 | Kammerspiele, Bochum | Wiederaufnahme |
So, 13.10.2024 19:00 | Kammerspiele, Bochum | |
Sa, 19.10.2024 19:30 | Kammerspiele, Bochum |
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TERMINE (HISTORY) |
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Do, 01.02.2024 19:00 | Kammerspiele, Bochum | Preview | |||||||
Sa, 03.02.2024 19:30 | Kammerspiele, Bochum | Premiere | |||||||
Do, 08.02.2024 19:30 | Kammerspiele, Bochum | ||||||||
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Fr, 16.02.2024 19:30 | Kammerspiele, Bochum | ||||||||
Do, 22.02.2024 19:30 | Kammerspiele, Bochum | ||||||||
Fr, 01.03.2024 19:30 | Kammerspiele, Bochum | ||||||||
Fr, 08.03.2024 19:30 | Kammerspiele, Bochum | ||||||||
Do, 21.03.2024 19:30 | Kammerspiele, Bochum | ||||||||
Sa, 06.04.2024 19:30 | Kammerspiele, Bochum | ||||||||
So, 14.04.2024 17:00 | Kammerspiele, Bochum | ||||||||
Do, 09.05.2024 19:00 | Kammerspiele, Bochum | ||||||||
Sa, 11.05.2024 19:30 | Kammerspiele, Bochum | ||||||||
Mo, 20.05.2024 19:00 | Kammerspiele, Bochum | ||||||||
Mi, 19.06.2024 19:30 | Kammerspiele, Bochum | ||||||||
Do, 27.06.2024 19:30 | Kammerspiele, Bochum | ||||||||
Fr, 05.07.2024 19:30 | Kammerspiele, Bochum | ||||||||
Sa, 06.07.2024 19:30 | Kammerspiele, Bochum | zum letzten Mal 2023/24 | |||||||
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