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“Freu dich bloß nicht zu früh”, so lautet leider nicht nur ein bekannter Titel der One-Woman-Show “Tell Me On A Sunday” aus der Feder Andrew Lloyd Webbers. Darstellerin Merel Zeeman zeigt in dem Einakter, der unter der Leitung von Frank Oppermann zum Zweiakter wird, wie schwer es eine alleinstehende Frau haben kann, das Label “alleinstehend” loszuwerden bzw. damit erst einmal klarzukommen. Zwischenzeitig recht abgekämpft geht Zeeman dabei zu oft in die Knie – im wahrsten Sinne des Wortes.
In der Produktion des Kleinen Theaters Bad Godesberg hat Regisseur Frank Oppermann hier und da etwas von der Vorlage adaptiert, um eine größere Immersivität zu schaffen: Die Emma seiner Inszenierung stammt demnach aus Bad Godesberg und sucht ihr Glück in New York City, wie die Videoeinspieler zu Beginn der Vorstellung erzählen. Im Big Apple angekommen demoliert Emma mit ihrem großen Überseekoffer voller Requisiten das Bühnenbild bzw. die Ablichtung, die die Band vom Spielraum der Darstellerin trennt. Aus dem Koffer holt sie nach und nach die Ausstattung, die ihr helfen soll, in den USA ein eigenes Heim zu schaffen. Ihre Liebhaber, Pappaufsteller in Lebensgröße, ziehen bei ihr ein – und wieder aus. Am Ende bleibt Emma allein, erhält aber die ersehnte Green Card, wie sie in Briefen nach Hause schreibt.
Alleinstehend hat man bzw. frau es nicht nur in New York schwer – auch alleine auf der Bühne hat Merel Zeeman den gesamten Abend zu bestreiten. Ganz allein? Den ganzen Abend? Nein. Der Multitasking-Theater-Mensch Frank Oppermann schleicht sich immer wieder von hinten an: Er reicht Requisiten, räumt ab. Zeemans Emma wirkt wie unter seiner Knute. Als er einmal nicht direkt zur Stelle ist, den aufblasbaren Sessel abzuräumen, wirft sie diesen entnervt von der Bühne. Das Auftreten Oppermanns wirkt gekünstelt und gängelnd, unnatürlich. Der Charakter des Stücks als One-Woman-Show gestaltet sich durch seine Omnipräsenz während des gesamten Stücks schwierig.
Mithilfe der 24 Songs aus der Partitur Andrew Lloyd Webbers liebt, leidet und kämpft Zeeman als Emma für ihr Glück: Fuß zu fassen in den Staaten, ihre Green Card zu erwerben, das Glück in der Liebe zu finden. Wobei eher die Suche nach Liebe ihr Thema ist. Zeemans Timbre verrät für die gesamte Dauer des Stücks, dass sie etwas zurückhält – bis zu den Zugaben. Sie klingt wenig frei, unsicher. Die deutschen Texte von Michael Kunze wirken außerdem durch den niederländischen Akzent an einigen Stellen sehr hart. So hat man der Dame des Abends einen großen Gefallen getan, die Zugaben schließlich auf Englisch zu performen. Hier scheint Zeeman sichtlich mehr zuhause zu sein, gerade nachdem die Anspannung der Premieren-Aufregung von ihr abgefallen ist. “Take That Look Off Your Face” und “Tell Me On A Sunday” klingen weitaus voller und klarer als “Freu dich bloß nicht zu früh” oder “Sag es mir an einem Sonntag”. Bei den Zugaben sitzt dann auch endlich jeder Ton, was im Laufe des Stücks, gerade häufig durch Emotionen verfärbt, an diesem Abend oft nicht der Fall ist. Zeeman singt und gibt sich befreit und beeindruckt endlich mit dem vollen Stimmvolumen, das sie zuvor dem Anschein nach noch zurück gehalten hat.
Zugutehalten muss man Zeeman ihr bewegtes und bewegendes Spiel um den Zauber von Verliebtheit und den Fall in den Schmerz des Liebeskummers. Allzu oft ist sie jedoch wirklich am Boden – im wörtlichen Sinne – und verschwindet somit aus dem Sichtfeld vieler Zuschauer, die nicht in der ersten Reihe sitzen, was dem Aufbau des Kleinen Theaters geschuldet ist. Emma wirkt so unsichtbar. Hier wäre etwas weniger sicher mehr, auch wenn so völlig nachvollziehbar ist, wie die Protagonistin sich von einer Enttäuschung in die nächste Hoch-Phase ihrer Geschichte völlig autark gegen jederlei Widerstände hochrappelt (“Nein, ich sterb’ nicht davon”). Zeeman verliert somit zwischenzeitig immer wieder den Draht zum Publikum und muss sich diesen auch immer wieder neu erkämpfen.
Wie gut Zeeman eigentlich mit dem Publikum spielen kann, zeigt sie in “Ich bin sehr du, du bist sehr ich” als sie schließlich ins Publikum läuft und zwischen den Zuschauerreihen mit einzelnen Zuschauern kokettiert. Hier wird einmal mehr deutlich: Die Regie hätte Zeeman viel mehr Präsenz einräumen und auf eigene Präsenz verzichten können.
Oppermann zeichnet sich nicht nur für die Inszenierung und als Handlanger auf der Bühne verantwortlich: Auch Bühnenbild, Kostüme und Ausstattung gehen auf seine Kappe. Emmas Kostüm ist ein multifunktionaler schwarzer Jumpsuit, der mit zusätzlichem Equipment aus dem Überseekoffer Zeemann ein schnelles Up-Dressing während des Stücks im Rampenlicht ermöglicht. So passt sich die Protagonistin ihrer jeweils neuen Lebenssituation bzw. dem aktuellen Lebenspartner optisch an: Sie wirkt mit Collagejacke, Herzchen-förmiger Sonnenbrille und Baseball-Kap jugendlich beschwingt, mit dem Glitzercollier elegant gekleidet.
Wenn sie an die Mutter schreibt und sehnsuchtsvoll ihren Teddybären herzt oder sich in der Decke auf ihrem Ohrensessel zu verstecken sucht, zeigt sie sich endlich sehr verletzlich und bewegt. Sie kommt mit dem Publikum auf Augenhöhe, was nicht zuletzt der intimen Atmosphäre des kleinen Theatersaals geschuldet ist. Der Zuschauer sitzt quasi neben Emma im Sessel und nimmt ihre Einladung mitzuleiden meist an. Sie scheint immer mehr ihren Platz in der Welt zu finden und tritt deutlich erstarkt im Rampenlicht auf.
Emmas Konversationen mit den von Oppermann angereichten bzw. weggenommenen Pappaufstellern wirken manchmal fast lächerlich, dann wieder tragisch-komisch: Auch wenn sie vier Liebhaber in einem Kalenderjahr hat, zeigt sich doch, dass keiner dieser Männer jemals für sie da ist. Der Eindruck eines Teenies, der den Starschnitt seines Idols anhimmelt, entsteht. Die Figur der Emma wirkt wie durch den eigenen Kakao gezogen: Tapfer und mit Demut mimt Zeeman die ihr diktierte Rolle des naiven jungen Mädchens.
Die Band unter der Leitung von Theo Palm ist während des gesamten Stücks auf der Bühne im Hintergrund präsent. Schwarz abgedunkelt fallen die Herren an den Saiten und Tasten, den Drums und den Blasinstrumenten optisch kaum auf. Gut untereinander ein- und mit der Darstellerin abgestimmt, stellen sie die einzige Konstante der Figur der Emma dar. Die Musiker stellen bereits in der Premierenvorstellung ein überzeugendes Quintett dar und holen alles aus der Partitur heraus, um Zeeman in ihrer Rolle als Emma nicht allein zu lassen ohne sich jedoch aufzudrängen.
Gemeinsam mit Zeeman sind sie ein tolles Team, das gute Unterhaltung bringt. Zeeman besticht durch authentisches Spiel und gesangliche Performance, gerade bei den englischen Zugaben. An Frank Oppermann kommt der Zuschauer im wahrsten Sinne nicht vorbei: Unter einer One-Woman-Show wäre Anderes zu erwarten.
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KREATIVTEAM |
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Inszenierung | Frank Oppermann |
Musikalische Leitung | Theo Palm |
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CAST (AKTUELL) |
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Emma | Merel Zeeman |
Band | Theo Palm Christoph Fischer Christoph Freier/Roland Weber Bernd Kistemann George Tjong Ayong |
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GALERIE |
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TERMINE |
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